1827 -
Erlangen
: Heyder
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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dem alles «us dem Schwerpunkt gerückt schien, beginnt
auch wieder ein Ausgleichen und Abnehmen der Macht,
und das sichtbare Streben, das sichere, heilsame Gleich-
gewicht wieder zu finden, in dem Staaten und Völker
allein glücklich sind.
Karl tritt auf als ein Mann, wie ein Jahrhun-
dert nicht viele auf einmal Hervorbringen zu können
scheint: groß in der That, wie im Wort und Willen;
mit Hellem Blicke in das, was ist und was werden
müsse; man begreift ihn, wenn man selbst das Edelste
will, aber auch berechnet, daß das Neue immer der
Feind des Alten, das Bessere der Feind deö Guten
ist; und daß selbst der Trefflichste im Kampfe mit eige-
nen und fremden Leidenschaften oft sein Ziel verfehlt,
oder wenigstens nicht ganz erreicht. Aber ihn unbe-
dingt zu loben, wäre eben so Verrath an der Geschichte,
als ihn unbedingt zu tadeln; am deutlichsten spre,
l chen die Werke seiner 46jährigen Regierung (768 —
814) selbst. — Anfangs mit seinem Bruder Karl-
mann zugleich, dann seit 771 allein herrschend, war
er zugleich auf Sicherung und Erweiterung seiner Lan-
der und auf Verbreitung des Christenthums bedacht.
Darum begann er einen, freilich mit manchen Pausen
von 772— 803 dauernden Krieg mit den tapsern aber
noch heidnischen Sacbsen, die seine Gränzen oft ver-
wüsteten und ihn in seiner Hauptstadt Achen selbst be-
drohten. Aber auch die Sachsen, unter ihren Herzogen
Albion, Wittekind setzten Kraft der Kraft entgegen,
und oft geschlagen, schöpften sie immer neue Starke,
wenn Karl zu andern Unternehmungen abgezogen war.
Zwar gelobten sie oft Unterwerfung und Annahme des
Chrtstenthums, zu welchem Zwecke Karl oft tausende
derselben in Flüsse treiben und taufen, oder über den
Rhein versetzen ließ; allein erst nachdem er recht blutige
Niederlagen unter ihnen angerichtet (4500 Gefangene
wurden einmal niedergemetzelt) und den Heerführer
Wtttekind zur Taufe gebracht, auch ihnen leichte Bedin-
gungen des Friedens gemacht hatte, unterwarfen sie sich
völlig im Selzer Frieden. Außerdem hatte er sich das
Longobardenretch unterworfen, (774) dann ein Stück von
Spanten bis zum Ebro (die nachherige spanische Mark
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