1827 -
Erlangen
: Heyder
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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tragen, und endlich blutig fallen mußte, könnte mit
der Vorsehung rechten machen, wenn man nicht be-
dachte, daß der Geist des Menschen ihre Wege nicht
erforschen, sondern nur verehren soll. Die französische
Revolution ist aber eine so ungeheuer mächtige Er-
scheinung in ihren Wirkungen und Folgen, die noch
nicht beendet sind, daß eine neueste Geschichte mit
Recht mit ihr beginnt. —
Geschichte der neuen und neuesten Zeit.
Iii. Abschnitt. Von der französischen Re-
volution bis auf die jetzige Zeit.
(1789 — 1827.)
Man kann sich kaum der Bemerkung erwehren,
haß zwischen dem Anfänge der neuesten und der neuen
Zeit eine merkwürdige Ähnlichkeit obwalte. Denn
im Jahrhundert der Reformation strebten Tausende
ja Millionen nach religiöser und kirchlicher Freiheit,
weil sie den Banden der Hierarchie sich entwachsen,
sich geistig mündig glaubten. Seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts aber wurde durch Schriftsteller
zuerst in Frankreich ein Streben aufgeregt, die Rechte
des Volkes gegen ihre Fürsten genauer zu untersuchen;
man sah bald darauf den großen und glücklich durch-
geführten Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner, und
immer reger wurde zuerst bei den Franzosen, wo auch
die Noth aiy größten war, der Wunsch, sich den
schweren Fesseln des Feudalsystems, die allein ans
Mittelalter noch erinnerten, zu entschlagen, sich bürger-
liche und politische, aber auch gesetzliche Freiheit zu
erstreben. Dieser Wunsch ist keinem, dem sie fehlet,
zu verdenken, wohl aber, wenn er durch ungeeignete
Mittel sie sich erstreben oder ertrotzen will. Noch ist
kein Volk, das reif für eine höhere gesetzliche Freiheit
war, unter den: Despotismus geblieben; die Zeit selbst
hgt jedes befreiet. Greift es aber rasch und voreilig