1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§. 99. Das deutsche Reich unter den letzten Karolingern. 331
flüsse Frankreichs und Deutschlands eindrangen und viele Städte
plünderten und zerstörten; gegen die Slaven, die von der Elbe
her fortwährend die Gränzen beunruhigten, und gegen die Ungarn
oder Madyaren (spr. Madscharen), die von der Theiß her ver-
heerende Einfälle oft bis in das Herz von Deutschland machten,
so daß, um die Gränzen oder Marken bester vertheidigen zu
können, die Könige gar bald die Herzogs macht, welche Karl
der Große abgeschafft hatte, wieder aufkommen lassen mußten.
Als nach Loth ar's I Tode seine drei Söhne sich in sein Erbe thcilten,
fiel nach dem Tode Lothar's Ii durch eine Übereinkunft Ludwig's des Deut-
schen mit Karl dem Kahlen Deutsch-Lothringen an Deutschland,
und als 875 der ganze lotharingische Mannsstamm ausstarb, hätte Ludwig
auch die Kaiscrwürde mit Italien bekommen sollen; allein Karl der Kahle
überlistete ihn und setzte sich in deren Besitz.
Nach dem Tode Ludwig's des Deutschen theilten sich dessen drei Söhne
Karlmann, Ludwig und Karl der Dicke in das Reich, von welchen der
letztere die andern überlebte und seit 682 nicht nur Deutschland mit Italien,
sondern nach dem Aussterben der rechtmäßigen Nachkommen Karl's des Kahlen
auch die west fränkische Krone erhielt, so daß also noch einmal alle
Th eile des ehemaligen karolingischen Reiches unter Einem Haupte ver-
einigt waren.
Da aber Karl der Dicke zu schwach war und zweimal einen ehrlosen
Frieden von den Normannen erkaufte, ward er in Deutschland sowohl, als in
Frankreich abgesetzt (886). — Hierauf wählten die Deutschen einen natür-
lichen Sohn Karlmann's, den tapfern Arnulph von Kärnthen, während
die Franzosen dem Grafen Odo von Paris (einem noch übrigen Enkel
Ludwig's des Frommen) die Krone gaben, die aber nach dessen Tode wieder an
einen als ächt bestrittenen Enkel Karl's des Kahlen, nämlich an Ludwig den
Einfältigen, zurückfiel.
Arnulph selbst schützte Deutschland kräftig sowohl gegen die Norman-
nen, die er 891 bei Löwen besiegte, als auch gegen die Mähren und
Avaren, zu deren Bekämpfung er jedoch unvorsichtiger Weise die Madya-
ren gebrauchte und dadurch diese veranlaßtc, nach seinem Tode unter seinem
unmündigen Sohne auch Deutschland jährlich heimzusuchen. (Die Kaiser-
krone, die er 896 in Italien gewonnen hatte, ging nach seinem Tode an d ie
Italiener verloren. S. §. 100.)
Daher, und weil der letzte Deutsch-Karolinger, Ludwig das
Kind, äußerst schwach war, kam es, daß große Unordnung in
Deutschland einriß, indem einerseits die Herzoge oder Fürsten die
Übermacht an sich rissen und die Königsrechte schmälerten, ander-