1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§. 111. Die Kaiser aus verschiedenen Häusern. 365
Der Fr e ih eitsb it n b auf dem Rütli wurde von Walther Fürst,
Werner Stauffacher und Arnold von Melchthal zum Zweck der
Vertreibung der österreichischen tyrannischen Landvögte geschlossen. Die Töd-
tung Geßlcr's durch Wilhelm Teil stand indeß in keinem Zusammenhang
mit dem Bunde. Dieser erstarkte nachher im Kampfe mit den Herzogen von
Österreich und dehnte sich mehr und mehr aus, ohne sich von dem deutschen
Reiche zu trennen.
Nachdem Kaiser Albrecht von seinem Vetter Herzog Johann
(Parricida), dem er sein väterliches Erbe vorenthielt, 1308 ermor-
det worden war, wurde Heinrich Vh, Graf von Luxemburg
gewählt, der seinem Hause Böhmen erwarb und dadurch den
Grund zur Macht des l uxe mbu rg isch en H a u ses legte, aber
vergebens die kaiserliche Macht wieder in Italien geltend zu machen
suchte, obgleich er sich die lombardische und römische Krone errang.
(Über den damaligen Zustand Italiens s. §. 115.)
Nach seinem plötzlichen Tode erfolgte eine zwiespältige Kaiser-
wahl (1314), so daß zwischen den Gewählten, Ludwig dem
Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich, ein
heftiger Krieg um die Krone ausbrach, der fortdauerte, bis Lud-
wig durch die Schlacht bei Ampftng (1322) die Oberhand
bekam und Friedrich 1325 der Krone entsagte. Weil aber Lud-
wig i n It a l i e n d e n G h i b e l l i n e n b e i st a n d, that ihn Papst
Johann Xxii in den Bann. Zwar ließ Ludwig durch seine Par-
tei einen andern Papst wählen und sich krönen, aber als er nach
Friedrichs Tode 1330 Italien verlassen hatte, ward er von seinen
päpstlichen Gegnern fortwährend mit Bann und Jnterdict verfolgt.
Allein die Treue seiner Stände und zuletzt der
1338 von dem Kurverein zu Rense (d. i. von den daselbst verei-
nigten Kurfürsten) gefaßte Beschluß, daß forthin der Kai-
ser leine Würde und Macht bloß in Kraft der Wahl,
ohne päpstliche Bestätigung, ausüben könne, erhielt nicht
nur ihn, sondern auch die Würde der deutschen Nation
aufrecht.
Denn Papst Johann Xxii hatte (auf Betrieb des Königs Karl Iv von
Frankreich) die Prüfung der Kaiserwahl, ja die Rcichsverwesung in Anspruch
genommen und sogar die deutsche Krone einem sranzöschen Prin-
zen geben wollen; — wie denn überhaupt Frankreichs Könige im Ver-
laufe der Geschichte gar oft die deutsche Katscrwürde an sich zu bringen suchten.