1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§. 134. Die Religionskriege in Frankreich.
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Sittenlosigkeit und Verschwendung viel Unheil über Frankreich ge-
bracht batte, war J547 gestorben. Unter seinem Sohn und Nach-
folger, dem nicht minder sittenlosen Heinrich Ii, war sodann das
Geschlecht der Guisen (aus dein lothringischen Hause) zu vorherr-
schender Macht am Hofe gekommen, so daß sich ihnen und dem
Hofe eine andere Partei entgegenstellte, an deren Spitze die Bour-
bonen, anfangs in Verbindung mit dem Hause Montmorency,
standen. Da mit den Montmorency's der calvinistische Admiral
boligny verwandt war, so wurden die Calviniften oder Prote-
stanten zur bourbonischen Partei gerechnet und unter dem Namen
Hugenotten von den Guisen (welche, als Heinrich Ii 1559 an einer
in einem Turnier erhaltenen Wunde gestorben war, unter dessen
Nachfolger, dem an Leib und Geist schwachen Franz Ii, am Hofe
unumschränkt herrschten) nur desto mehr verfolgt, zumal sie immer
weiter sich ausbreiteten und dabei im Eifer sich oft zu Ordnungs-
störungen verleiten ließen.
Da versuchten es die Bourbonen (durch die Verschwörung von
Amboise 1550) die Guisen zu stürzen; aber ihre beiden Häupter
Anton (Bourbon) von Navarra und der geistvolle Prinz
Conde, wurden gefangen, und letzterer war schon zum Tode ver-
urtheilt, als Franz Ii starb, und nun die für den minderjährigen
Karl Ix regierende herrschsüchtige und ränkevolle Katharina
von Medici (seine Mutter) auf kurze Zeit die Bourbonen begün-
stigte und (nach einem vergeblichen Versuche, die Parteien durch
das Religionsgespräch zu Poiffy zu vereinigen) den Protestanten
durch das Edict vom Januar 1562 freie Religionsübung au-
ßerhalb der Städte erlaubte. Als aber die Leute des Herzogs
Franz von Guise eine Versammlung von Hugenotten, dw in
einer Scheune ihren Gottesdienst hielten, aus Neugierde oder Über-
muth störten, und daraus das sogenannte Blutbad von Vassy
entstand, so griffen die Protestanten allenthalben zu den Waffen,
und es erfolgten nun zwischen den Jahren
1362 —1393 neun grauelvolle Religionskriege in Frank-
reich, in welchen sich jede Partei die ärgsten Frevel erlaubte und
das Elend Frankreichs auf's Höchste stieg.
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