1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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§. 134. Die Religionskriege in Frankreich.
Der erste und zweite Krieg endete mit der Bestätigung
des Januar - Edicts 1568; der dritte Krieg, — in welchem
Conde an einem Meuchelschuss^ starb, und nun der bourbonische
König Heinrich von Navarra mit dem jüngern Conde
durch Coligny (der von jetzt an noch mehr, als vorher, die Seele
der protestantischen Sache ward) an die Spitze gestellt wurde, —
verschaffte 1570 den Protestanten völlige Religionsfreiheit außerhalb
Paris nebst vier S i ch erheitssta dten.
N-n leitete die Hofpartei eine Vermählung Heinrichs von
Navarra mit Margaretha, der Schwester Karl's Ix, ein, und
wußte den tapfern und edlen Coligny, der sowohl durch seine
Kraft und rastlose Thätigkeit, als auch durch seine Sittenstrenge
und Wahrhaftigkeit dem sittenlosen, trügerischen Hofe als der ge-
fährlichste Gegner erschien, nach Paris zu locken und dort am Hofe
durch Verstellung hinzuhaltcn. Da indcß der König wirkliches Ver-
trauen zu Coligny zu gewinnen schien, beschloßen Katharina
von Medici und die Guisen aus Neid und Rachsucht Coligny's
Tod. Weil zuerst ein Versuch, ihn durch einen Schuß zu tödten,
fchlschlug, so beredeten die Mordsüchtigen den über diese That er-
zürnten König durch alle Vorstellungskünste zur Einwilligung in
die Vernichtung der Hugenotten, und so wurde
1372 in der Bartholomäusnacht (24. Ang.) Coligny mit 2000
Protestanten in Paris, und in den nächsten Tagen bei 30,000
derselben im übrigen Frankreich ermordet, Heinrich von
Navarra aber zur katholischen Messe gezwungen. Die Übriggeblie-
benen aber leisteten in dem daraus entstandnen vierten Religions-
kriege verzweifelten Widerstand, vor allen die Stadt Röchelte,
welche stch so heldenmüthig vertheidigte, daß man ihr 1573 einen
Vergleich gewähren mußte.
Durch den fünften Krieg erlangten jedoch die Protestanten,
zu denen sich Heinrich von Navarra glücklich wieder gefunden hatte,
von Heinrich Iii, Karl's Ix Nachfolger, abermals unbeschränkte
Religionsfreiheit außerhalb Paris mit acht Sicherheitsstädten, und
behaupteten dieselbe auch im sechsten und siebenten Kriege
(1577 und 1580).