1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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§. 135. Die Reformation in England.
büchern zusammengestellte und vom Parlament bestätigte „Allgemeine
Gebetbuch" (common prg^or-boost) die liturgische Seite des Gottesdienstes
geordnet, die Lehre aber durch das unter Mitwirkung auswärtiger Theologen
(z. B. eines Buccr) in 39 Artikeln entworfene Glaubensbekennt-
niß der anglicanischen Kirche fcstgestellt wurde. Sie unterscheidet
sich von den andern protestantischen Kirchen noch durch die Beibehaltung der
bi sch off lichen Verfassung mit hierarchischer Rangordnung des Klerus und
durch das Dogma von der apostolischen Bi s ch o ffs folg e und von dem,
mit der Btschoffswürde verbundenen Q rd in a tionsr e ch tc, so wie durch
mehrere andere aus der katholischen Kirche bcibehaltene Cultusformen.
Aber eben weil diese Kirche von der katholischen Form noch
Vieles beibehielt, so stellte sich ihr die Secte der Puritaner (so
genannt wegen ihrer äußersten Einfachheit und strengen Kirchen-
zucht) mit einer großen Schärfe entgegen, und verwarf nament-
lich den Suprematseid d. i. wollte die königliche Oberhoheit
in Kirchcnsachen nicht anerkennen; weßhalb sic, gleich den Katholi-
ken, verfolgt wurde.
Unterdessen war die calvinistische Reformation seit 1542 auch
in Schottland besonders durch den strengen Eifer des kühnen
Johann Knor verbreitet und eben vom schottischen Parlament
als pr esby t erianij ch e Kir ch e öffentlich eingeführt worden, als
1561 die schone, geistiggebildete, aber noch jugendlich-leichtsinnige
Königin Maria Stuart (Enkelin der älteren Schwester Hein-
rich's Viii) nach dem Tode ihres Gemahls, Königs Franz Ii von
Frankreich, nach Schottland zurückkehrte und sich für das Papst-
thum erklärte. Sie gab ihre Hand und den Königstitel ihrem ka-
tholischen Vetter, dem jungen charactcrlosen Grafen Darnley, wor-
über eine, jedoch mißglückte, Empörung entstand. Da sie sich aber
von ihm vernachlässigt fühlte und daher ihr Vertrauen dem Sän-
ger Rizio zuwandte, der ihre Correspondenz mit dem Papst und
den Guisen führte und dadurch übermüthig ward: so wurde
Darnley auf denselben e fersüchtig und ließ ihn fast vor ihren
Augen erdolchen, wodurch sich ihr Herz vollends von ihm abwandte.
Nicht lange darauf wurde das Landhaus, worin Darnley krank
lag, sammt ihm in die Luft gesprengt, und schon drei Monate
darnach schloß Maria in leidenschaftlicher Verblendung eine neue