1849 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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§. 150. Die Fürsten und Völker
Selbst Friedrich beklagte gegen das Ende seines Lebens den durch den
Unglauben im Volke eingerissenen Sittenverfall und äußerte gegen seinen Groß-
kanzler Carmer, „er wolle seinen kleinen Finger darum geben, könne er das
Land so hintcrlaffcn, wie er es von seinem frommen Vater überkommen habe."
— Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii suchte zwar dem
frechen Unglauben zu steuern, aber seine Censur- und Religtons-
Edictc sowohl, als auch die Verschwendung und Unordnung, die seine Re-
gierung kennzeichncte, erhöhte das Übel nur noch mehr.
3. Die Fürsten und Volker cnn Vorabend der neueren
Zeit.
der Zeit nach dem siebenjährigen Kriege waren unter
denen, welchen die Völkergeschicke anvertraut waren, außer Fried-
rich dem Großen, Katharina Ii und Joseph Ii die hervor-
ragendsten.
Katharina Ii, welche nach dem Sturz ihres mit ihr entzwei-
ten Gemahls Peter's Hi, der durch seine unvorsichtigen Neuerun-
gen sich das Heer und die Geistlichkeit entfremdet hatte, 1762 den
russischen Thron bestieg und, um sich auf demselben zu halten, den
noch im Gefängniß befindlichen jungen Iwan Iii (s. §. 146 a. E.)
tobten ließ, setzte sich, von Potemkin berathen, die Unterjochung
Polens zum geheimen Ziele. Daher nöthigte sie, von Preußen
unterstützt, den Polen nach Augustes Iii Tode ihren Günstling
Stanislaus Poniatowsky zum König auf, und zwang sie,
den Nichtkatholiken gleiche bürgerliche Rechte mit den Katholiken
einzuräumen.
Wegen dieser Einmischung schloß die katholische Partei
in Polen die Confö deration zu Bar 1ä66 und ergriff die
Waffen gegen die Russen; zu gleicher Zeit reizte Frankreich
die Türken zum Kriege gegen Rußland an. Dieser war Ruß-
land darum erwünscht, weil dadurch den Polen die türkische Hülfe
entzogen wurde. Als die Russen siegreich in der Türkei vordrangen
und 1770 die Walachei und Moldau und 1771 auch die
Krimm eroberten, wobei sowohl Frankreich, als England unthä-
tig zusah: so fand es Friedrich für gut, sich Katharinen
zu nähern, und so geschah es, daß Rußland ungehemmt Polen
besetzen konnte. Da nun Österreich einseitig keinen Krieg gegen