1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
14
Viertes Kapitel.
Phönicier.
Aus dem Innern Asiens, von der Mündung des Tigris und Euphrat
(Pasitigris) in das erythreische Meer, persischen Meerbusen, wanderten in
unbekannter Zeit die Phönicier, ein semitischer Stamm wie die Babylonier,
und ließen sich am Fuße des Berges Libanon und den Gestaden des Mittel-
meercö nieder. Der Küstenstrich, den sie inne hatten, war nur 20 Meilen
lang und nur an wenigen Stellen iiber 9 Stunden breit. Da gründeten
sie im Laufe der Zeiten zwölf Städte, von denen Sidon und Tyrus die
berühmtesten wurden; diese Städte selbst stunden mit einander in einem Bunde
und wurden von Königen regiert, deren Macht aber incht besonders groß
gewesen zu sein scheint. Dieses kleine Völklein ist für die Menschbeit von
viel größerer Wichtigkeit geworden, als z. B. die kriegerischen Meder, denn
ein thätigeres und erfindungsreicheres hat cs nie gegeben. Sie kauften die
Wolle von den Hirten Palästina's, Arabien's u. s. w., woben sie zu Tüchern
und gaben denselben mannigfaltige prachtvolle Farben (Purpur). Sie sind
auch die Erfinder des Glases; doch war dasselbe in alter Zeit nicht so wich-
tig wie jetzt, denn man gebrauchte es nicht zu Fenstern und auch nicht zu
Trinkgesäßen, es diente nur zur Ausschmückung der Paläste, oder wurde
zu Glaskorallen verarbeitet als Zierrath verkauft. Besonders berühmt waren
die Phönicier als Metallarbeiter; sie verfertigten Aerte, Sägen, Beile u.s. w.,
aber auch Schwerter, Speere, Helme, Panzer und andere Werkzeuge des
Krieges; auch kupferne Becken und Kessel, Gegenstände^ welche bei rohen
Völkern in hohen: Preise sind. Gold und Silber und andere Metalle ver-
arbeiteten sic zu Trinkgefässen und Tafelgeschirr, und zu mannigfaltigen
Schmucksachen; auch Edelsteine und Perlen waren bereits bekannt, jedock
nicht so häufig wie jetzt; der Bernstein wurde damals so hoch gehalten, als
heut zu Tage der Diamant. Aus den Cer-crn des Libanon bauten sie ihre
Schiffe und verführten die Erzeugnisse ihres Kunstfteißes an alle Küsten des
mittelländischen Meeres, nach Aegypten, Nordafrika, Griechenland, Italien,
Gallien und Hispanien; sie wagten sich über die Säulen des Herkules (Meer-
enge von Gibraltar) hinaus und besuchten England, ja, sie kamen bis in
das balthiscke Meer. Von Aegvpten brachten sie Bpssus, aus Nordafrika