1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Elfenbein und Gold, in Griechenland kauften sie Wein und Getreide, in
Spanien tauschten sie Silber ein, Zinn in England und an der preußischen
Küste den Bernstein. Welch' kühne Seefahrer die Phönicier waren, beweist
besonders die Umschiffung von Afrika, welche sie aus Befehl des Pharao
Necho in drei Jahren vollbrachten. Zur großen Verwunderung erzählten sie
nach ihrer Zurückkunft, daß ihnen die Soime lange Zeit links gestanden sei,
und darum wollte noch der griechische Geschichtschreiber Herodot die Wabr-
heit dieser Umschiffung bezweifeln, weil es unmöglich schien, daß die Sonne
um Mittag gegen Norden und nicht gegen Süden zu stehe. Und gerade
dieser Umstand ist ein Beweis für die Wahrheit dieser alten Umschiffung des
Kaps, welche erst im fünfzehnten Jahrhundert nach Christus durch
Vasco de Gama wieder ausgesührt wurde; denn wenn der Seefahrer über
den Aequator hinauskommt oder die Linie passirt, so beschreibt ihm die Sonne
ein halbes Jahr lang ihren Tagesbogen zwischen seinem Scheitelpunkt und dem
Nordpole. Aus den Häfen Elath und Eziongeber am rothen Meere fuhren sie nach
Ophir, Ostindien oder ein benachbartes Land, und brachten Gewürze, Gold
und Edelsteine, auch Affen und Pfauen heim. Doch gingen damals die
meisten indischen Waaren den Landweg über Babylon nach Damaskus und
Palmyra und von da nach Sidon und Tyrus; da waren es die vielen Ka-
meele der Hirtenfürsten, welche für die Phönicier in großen Karawanen die
Länder und Wüsten Asiens und Afrikas durchzogen. Eine Waare, damals
eine der allerwichtigsten, so daß sie als allgemeines Tauschmittel galt, waren
die Sklaven und die Phönicier trieben den Sklavenhandel tnt Großen; sie
verkauften auch gestohlene Kinder, was sie besonders bei den Griechen in
Übeln Ruf brachte. Doch nützten sie der Menschheit nicht blos dadurch,
daß sie den Verkehr der entferntesten Völker vermittelten^ sie sind es auch,
welche die Buchstabenschrift nach Griechenland gebracht haben, was durch die
Geschichte, die Form und die Namen der Schriftzekchen bewiesen ist; von
den Griechen aber kam die Buchstabenschrift nach Gallien und bis Helvetien.
Unsere Handelsvölker erobern die fremden Länder gewöhnlich, in welche sie
zuerst des Handels wegen Eingang finden; das thaten die Phönicier nie,
sondern blieben im friedlichen Verkehre; sie gründeten deßwegen auch wenige
Kolonien, z. B. Carthago in Afrika und Gades (Cadir) in Spanien. Krie-
gerischer Geist bat sie nie besonders ausgezeichnet, und sie widerstanden mit
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