1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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es mit fleißiger Hand, so daß ganz Palästina einem Garten glich. An
Bcrgesabhängen, auf Felsenstufen, wohin sie die fruchtbare Erde auf dem
Rücken tragen mußten, zogen sie die köstliche Weinrebe. Auf den Feldern
bauten sie den Weizen, welcher als der beste in ganz Asien gepriesen wurde.
Unzählbar war die Menge der Feigen und Granatbäunie, welche die Thäler
schmückten, und jeder Vater pflanzte einen Baum, wenn ihm ein Sohn
geboren wurde; um Jericho und auf Gilcad wuchs die Balsamstaude, deren
duftender Saft Im Alterthume als so köstlicher.wohlgeruch geliebt wurde,
als heut zu Tage das Rosenöl von Schiras. Moses hatte durch seine Ge-
setzgebung bewirken wollen, daß sein Volk den Acker baue., sich durch seiner
-Hände Arbeit ernähre, seiner großen Bestimmung eingedenk sei und sich
mit den heidnischen Völkern nicht vermische. Israel war das einzige Volk,
bei dem cs keine Sklaven oder verachtete Kasten gab; wenn auch ein armer
Jsraelite sich zunt Knechte des Reichen machte, so wurde er im siebenten
Jahre, dem Jubeljahre, doch wieder frei; die Israeliten hatten Dienstboten,
Knechte und Mägde, welche für Lohn arbeiteten. Sie ehrten auch im un-
vernünftigen Geschöpfe dessen Schöpfer, der es wohl zum Dienste, aber
nicht zur Qual geschaffen, denn Moses sprach zu ihnen: „Dem Ochsen, der
dir den Weizen austritt, sollst du das Maul nicht verbinden." „Du jollsr
dem brütenden Vogel nicht die Eier wegnehmen." „Du sollst das Jünge
nicht essen in der Milch seiner Mutter;" und wieder heißt es: „Der Ge-
rechte erbarmt sich auch seines Viehs, das Herz des Gottlosen aber ist un-
barmherzig." Und diesem arbeitsamen Volke warfen die Heiden Trägheit
vor! Sie wußten freilich nicht, daß der Sabath Gott geweiht war und
wollten es tticht wissen. An dem siebenten Tage, ja, da ruhte jede Arbeit;
an diesem Tage erinnerte sich der Jsraelite an die Schöpfung cher Welt
durch Gottes Allmachtswort; da beugte er sich als sündhaftes Geschöpf in
Demuth, und an diesem Tage hörte er von dem Lehrer in der Synagoge
die Geschichte von den Erzvätern und den wunderbaren Fügungen, durch
welche Gott sie prüfte und beglückte. Da mußte der fromme Jsraelite die
Sorge um Brod und Kleid, um Geld und Gut vergessen und seinen Blick
aufwärts richten zu dem Höchsten. Da ruhte der Knecht und die Magd
und war seinem Herrn gleich und feierte mit ihm den Tag Gottes; es
ruht? der Zugstier vom Drucke des Joches und t>er Esel trug keine Last.