1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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nung gewöhnt. Endlich brach aber den Plebejern dock die Geduld, als die
Patricier ihren gerechten Klagen abermals kein Gehör gaben, und sie zogen ins-
gesammt auf einen benachbarten Berg, welcher spater der „Fluchberg" (mons
sacer) genannt wurde. Hier blieben sie Monate lang im Lager, indem sie Le-
bensmittel aus der umliegenden Landschaft holten. Nun war die Verlegenheit
an den Patriciern, und sie schickten eine Botschaft auf den Fluckberg und an
deren Spitze den klugen Menenius Agrippa. Dieser bewog die Plebejer zur
Rückkehr in ihre Vaterstadt und zur Aussöhnung mit den Patriciern. Dock
mußten sich diese Bedingungen gefallen lassen, nämlich 1) mußten alle
Schuldknechte losgelassen werden, und 2) wurde eine eigene Obrigkeit zur Wah-
rung der Rechte der Plebejer errichtet, das Amt der Volkstribunen. Diese waren
anfangs nur zwei, später wurden es fünf; sie waren heilig und unverletzlich,
wer sich an ihnen vergriff, sollte verflucht sein und dem Gesetze verfallen Die
Tribunen hatten das Recht, den Rathsversammlungen beizuwohnen: auf ihren
Sitzen an der Thüre hörten sie die Schlüsse, und wenn ihnen diese gegen die
Gesetze und die Reckte des Volkes schienen, sprachen sie: veto, (ich verbiete,)
und dadurch wurde jeder Schluß ungültig und der Senat gezwungen, denselben
vor das Volk zu bringen. Nun hatten die Plebejer einmal ihre Sprecher, und
man kann sich wohl vorstellen, daß sich diese alle Mühe gaben, den Plebejern
noch mehr Rechte zu erringen, was ihnen auch im Laufe der Zeit gelang, trotz
des hartnäckigen und listigen Widerstandes der Patricier.
Coriolanus
Bald nach Einsetzung der Volkstribunen litt die Stadt sehr durch Hun-
qersnoth und Seuchen, und der Senat mußte in Sicilien und Etrurien Getreide
aufkaufen lassen. Da sagte ein stolzer Patricier, C. Marcius, als Eroberer
der volscischen Stadt Corioli, Coriolanus genannt: wenn die Plebejer von den
Patriciern Brod haben wollen, so sollen sie ihre Tribunen fortschicken, welche
den Senat nur hindern und in der Stadt Unruhen stiften. Das ließen sich die
Tribunen nicht gefallen, und sie verklagten den übermüthigen Patricier vor dem
Volksgerichte auf Leben und Tod. Vergebens suchten die Patricier durch Dro-
bungen und Birten ein solches Gericht zu Hintertreiben; Tribunen und
Tu^if wollten nicht ungestraft gehöhnt sein. Coriolanus entwick zu den Vols-