1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ili
thört und harrten des Messias, wenn die Noth am größten wäre. Endlich
griffen die Römer den Tempel an, der mit seinen Mauern und Vorhöfen eine
eigene Stadt lind Festung bildete. Nach längerer Belagerungsarbeit stürmten
die Römer die Mauern und während des Gefechtes brach in einem Vorhofe
Feuer aus. In der Sturmesnoth beachteten es die Juden anfänglich gar nicht,
bis es durch den Wind zur Flamme angefacht hoch ausioderte; ein Gebäude
nach dem andern wurde ergriffen und zu gleicher Zeit drangen die Römer ein
und metzelten die Juden nieder, die immer noch hofften, daß der Messias auö
dem Allerheiligsten des Tempels hervortreten werde. Aber auch der Tempel
ging in Flammen auf und die noch lebenden Juden erhoben ein so entsetzliches
Wehgeschrei, daß es in den Gebirgen wiederhallte, denn jetzt war alle Hoffnung
verloren (10. Aug. 72). Dennoch vcrtheidigten sich einige tausend Rasende
in der oberen Stadt bis zum 7. September; da wurde auch diese erstürmt und
alles Leben umgebracht, bis die Hand der Soldaten vom Morden müde war;
die ganze Nacht aber und den folgenden Tag brannte Jerusalem. So ging die
heilige Stadt in Blut und Flammen unter; über eine Million Juden war durch
Hunger und Schwert umgekommen, viele tausend wurden in die Sklaverei ge-
schickt und kamen elend um, weil man sie zu tödtlichen Geschäften, z. B.
Sümpfe auszutrocknen und zu schweren Arbeiten gebrauchte. Noch heut zu
Tage steht in Rom der Triumphbogen, unter welchem Titus mit dem siegrei-
chen Heere einzog; darauf ist der goldene Leuchter, der Schaubrodetisch und
anderes Tempelgeräthe eingegraben. Auch die Münze hat man noch, welche
zum Andenken geprägt wurde: eine Frau sitzt weinend mit gesenktem Haupte
unter einem Palmbaume; unten stehr die Inschrift: §uürxa capla (Judea er-
obert).
Titus. (79-81.) Domitian. (81-96.)
Nur zwei Jahre regierte Titus, da starb er, wie man glaubt an dem
Gifte, das ihm sein Bruder Domitian beigebracht hatte. Titus wurde von den
Römern die Wonne des Menschengeschlechts genannt. Eines Abends rief er
aus: Ich habe den Tag verloren, denn ich habe niemandem etwas Gutes ge-
than. Unter seiner Regierung erfolgte der erste Ausbruch des Vesuv, der drei
Städte Kampaniens, Pompeji, Herculanum und Stabiä mit Asche überdeckte.