1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
Verfolger der Kirche, der ärger sei als der Zöllner und der Heide, dem
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ein christliches Volk nicht gehorchen dürfe. Nun kam der Kaiser in große
Noch - er hatte in Deutschland alle Achtung verloren, den Sachsen war er
verhaßt, und obwohl ihr früherer Aufstand blutig unterdrückt war, erhoben
sie sich nun aufs neue; die deutschen Fürsten machten dem Kaiser die bitter-
sten Vorwürfe und drohten ihn abzusetzen. In dieser Bedrängniß eilte Heinrich
nach Italien zum Papste, der auf dem Bergschlosse der Markgräfin Ma-
thilde, Canossa, (im heutigen Parma,) sich aufhielt. Hier that er öffent-
liche Buße; drei Tage und drei Nächte stand er barfuß an der Pforte,
dann wurde er von dem Banne losgesprochen. Der Kaiser mußte da die
Kirchenstrase erdulden, wie sie u>n jene Zeit Bürger und Bauern auch
aushalten mußten, wenn sie durch Laster öffenrlkches Aergerniß gegeben hatten.
Kaum aber war Heinrich über den Alpen, kaum fand er Anhänger, als
er sein Gelübde vergaß und die bekriegte, welche ihn zu seiner Demüthigung
vor dem Papste gezwungen hatten. Des Kaisers eigener Schwager, Herzog
-Rudolf von Schwaben, wurde zum Gegenkaiser erwählt, und nun verwü-
stete ein langjähriger Kampf die deutschen Gauen; es gibt nur wenige Dör-
fer, welche in diesem Kriege nicht in Flammen aufgegangen sind. Kaiser
und Papst verfolgten sich durch Wort und Schrift und die Waffen ihrer
Anhänger; der Kaiser stellte Gegenpäpste auf und der Papst Gegenkaiser,
jeder wollte der christlichen Welt gebieten. Endlich verlor der Gegenkaiser
Rudolf feig Leben in einer Schlacht; des Kaisers Sohn Konrad, der sich
gegen den Vater empört hatte, wurde gefangen und durch einen frühen Tod
hinweggerafft. Heinrich zog selbst in Rom ein; der Papst war zu den Nor-
mannen nach Salerno entwichen und beschloß dort seine irdische Laufbahn.
Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Un-
gerechtigkeit gehaßt, deßwegen sterbe ich im Elende/' Doch wurde Heinrich
durch den Tod seines großen Gegners nicht gerettet; es erhoben sich immer
neue Feinde gegen ihn, und zuletzt empörte sich sein eigener Sohn Heinrich.
Der Kaiser wurde verlassen, von den Bischöfen des kaiserlichen Schmuckes
entkleidet und gefangen gehalten.' Er entwich aber, fand wieder Anhänger
und starb endlich im Feldzuge gegen seinen Sohn den 7. Aug. 1106. Seine
Leiche stand fünf Jahre im Sarge, denn als einem Gebannten wurde ihm
das Begräbniß versagt, und ein Einsiedler, der von Jerusalem zurückgekehrt