1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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lagerung mußten sich auch die trotzigen Mailänder auf Gnade und Ungnade
ergeben. Friedrich verzieh ihnen, aber er machte sich nun zum Herrn der
Lombardei und wollte alle Rechte üben, die einst bei den despotischen Cäsaren
in Rom gegolten hatten. Bald empörten sich daher die Mailänder wieder, und
es kostete ahermals einen harten Kampf, bis das ausgehungerte Mailand sich
unterwarf. Italiener und Deutsche wetteiferten in Grausamkeiten gegen ein-
ander; der Kaiser z. B. ließ Gefangene an Wurfmaschinen binden, daß es
die Belagerten nicht wagen sollten, die Maschinen mit ihren Geschoßen zu
zerstören; aber die Angebundenen riefen ihren Landsleirten zu, nur zu
schießen und nicht auf sie zu sehen. Doch der Hunger brach den Heldenmuth;
barfuß, mit Stricken um den Hals zogen die Mailänder in das kaiserliche
Lager und flehten um Gnade. Sie mußten einige Stunden auf Friedrichs
Urtheilsspruch warten, und dieser lautete streng: Mailand wird zerstört,
und die Bewohner werden in 4 Dörfer getheilt; so groß war der Haß der
italienischen Städte gegen das stolze Mailand, daß sie es sich als Gnade aus-
baten die Mauern dieser Stadt niedcrreißen zu dürfen. (1162.)
Neuer Krieg mit den Lombarden.
Streit mit Papst Alexander Hl.
Kaum waren 5 Jahre über Mailands Trümmer hinweggegangen, als
die meisten lombardischen Städte einen Bund mit einander schloßen und nun
Mailand eben so eifrig wieder aufbauten, als sie es vorher zerstört hatten;
sie bedachten nun, daß sie durch eigene Zwietracht um die Freiheit gekommen,
und Unterthanen der verhaßten und verachteten Deutschen geworden waren.
Und Unterthanen waren sie nun im vollen Sinne des Wortes, denn der Kai-
ser hatte gelehrte Juristen ausmachen lassen, was denn des Kaisers sei; diese
blätterten nun in den alten Büchern des römischen Rechts und schieden dem
Kaiser gerade so viel zu, als einst Vespasian und Trajan ausgeübt hatten;
an die Jahrhunderte der Völkerwanderung, an Gothen und Lombarden, an
die fränkischen und deutschen Könige und den Zustand seit Heinrich in. dach-
ten sie nicht, obwohl gerade dadurch das römische Recht umgeworfen war?
Die Lombarden verloren so alle ihre bisherige Freiheiten und wurden
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