1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
269
entgegen und er drang siegreich über Rom vor, das ihn freudig aufnahm; nur
der Papst sagte: Unglücklicher Jüngling, du ziehest zur Schlachtbank! Bei
Tagliacozzo kam es zum Treffen, und die Deutschen jagten die Franzosen und
Italiener in die Flucht; aber sie überließen sich der Siegesfreude und zerstrcuren
sich. Da brach der Hinterhalt hervor, den Karl gelegt hatte, und so verlor
Konradin den schon gewonnenen Sieg. Er und sein Freund, Friedrich von
Oestreich, entflohen verkleidet, aber der Verräther Frangipani, ein Edelmann,
den die Hohenstaufen erhoben hatten, sing die jungen Fürsten und überlieferte
sie dem Karl von Anjou, und dieser ließ sie zum Tode verurtheilen; „vor Gott,
sprach Konradin, habe ich den Tod als Sünder verdient, hier aber werde ich
ungerecht verurtheilt." Er, Friedrich und andere ihrer Freunde bestiegen das
Blutgerüst und Karl schaute von einem Ehrenplätze auf ste herunter. Konradin
legte sein Gewand ab und betete: „Jesus Christus, König der Ehren, wenn
dieser Kelch nicht an mir vorübergeben soll, so geschehe dein Wille!" Hierauf
warf er einen Handschuh unter das Volk, damit er seinem Schwager und Er-
den, dem Könige Peter von Arragonien, -überbracht werde; ein Truchseß von
Waldburg hob ihn aus und erfüllte den Willen seines Herrn. ■ Dann kniete der
Jüngling nieder, um den Todesstreich zu empfangen, erhob aber noch einmal
das Haupt und rief: O Mutter, welchen Jammer bereite ich dir! Da siel sein
Haupt unter des Henkers Beil; sein Freund Friedrich schrie laut auf und küßte
es, dann traf auch ihn der Todesstreich und nach ihm die anderen. (29. Oct.
1268.)
So wurde der letzte Sproßling des hohenstaufischen Kaiserhauses wegge-
risfen; unter allen Kaisern uno Königen war nur Konrad Hl>in Deutschland
gestorben.
Doch war mit diesem edlen Blute nicht der letzte Tropfen des Stroms
verronnen, der um die Hohenstaufen geflossen war; noch lange mordeten sich
Guelphen und Ghibellinen in den italienischen Städten, und in der sicilischen
Vesper (so nennt man die Verschwörung) vertilgten die Sicilianer alle Fran-
zosen auf der Insel und übergaben sie Konradins Schwager, dem Peter von
Arragonien; Karls von Anjou Sohn fiel selbst in seine Gewalt, aber seine
hohenstausische Gemahlin war zu edel, um den Konradin durch den Mord eines
armen Gefangenen zu rächen.