1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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dauernder Friede zu erwarten, wo Luther als Erzketzer erklärt wurde, der seiner-
seits „das Papstthum vom Teufel gestifr" den Papst „den Antichrist" und die
Katholiken „vermaledeite Abgötter" nannte! Es war vorauszusehen, daß beide
Theile einmal sich messen werden, und daß sie die Freiheit des Glaubens nur
dann zugestehen werden, wenn keiner den andern zu bezwingen im Stande war.
Ulrich Zwingli in Zürich.
In der Schweiz war die Erschütterung des Bundesstaats, der längst nur
dem Namen nach zum Reich gehörte, nicht minder heftig als in Deutschland
selbst. Hier war es Magister Ulrich Zwingli, welcher 1519 in der Stadt Zürich
das Werk der Reformation begann. Er war wie Luther in den alten Sprachen
gründlich gelehrt, wie er von unermüdlicher Thätigkeit und ein Meister in Wort
und Schrift, der besonders gegen den fremden Herrendienst der Schweizer eiferte
und Zürich abhielt 1521 in das französische Bündnis; einzugehen, obwohl es die
andern alle, vom köni licken Golde verblendet, thaten. Im Jahr 1523 sckrieb
der Rath von Zürich eine öffentliche Disputation aus, in welcher bewiesen wer-
den sollte, ob Zwingli in seinem Reformiren Recht habe oder nicht. Es erschie-
nen aber keine bedeutenden Gegner und Zwingli brachte einige Mönche, die
sich an ihn gewagt hatten, mit leichter Mühe zum Schweigen. Nun beschloß
der Rath, Zwingli möge fortfahren, nach dem Evangelium zu predigen
lind alle Menschensatzung wegzulassen. Bald folgten Städte und Dörfer dem
Beispiele von Zürich und verlangten von ihren Geistlichen „das reine, lau-
tere Wort Gottes" und die bevogteten Landschaften glaubten^die Zeit ge-
kommen, wo sie als freie Landsleute in die ewigen Bünde eintreten könnten.
Im Jahre 1525 schaffte der Rath in Zürich die Processionen ab, hob die
Klöster auf, ließ die Bilder alis den Kirchen bringen, die Wandgemälde
ubertünchen und die goldenen und sihbernen Kirchenzierden ausmünzen. In
den meisten Orten ging es aber lauter her; dort stürmte das Volk in die
Kirchen, zerschlug die steinernen Bilder und warf sie in Seen und Flüsse,
und was brennen konnte, das wurde auf große Haufen zllsammengeschleppt
und unter lautem Jubel verbrannt. Die Bilder selbst wurden Götzen ge-
nannt, die Altgläubigen Götzendiener, Päpstler, die Geistlichen Meßpsaffen,
und als Gegengruß schallte Ketzer , Kelchdieb u s w. herüber. Dr. Eck,