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1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
348
Sechstes Kapitel.
Die Türkennoth.
Lultan Solyman ll. vor Wien.
Während in Deutschland Katholiken und Protestanten sich mit bitteren
Worten beleidigten, die Geistlichen auf den Kanzeln entweder gegen den Papst
oder Luther donnerten, die unglücklichen Bauern und Schwärmer geschlachtet
wurden, erneuerte der König von Frankreich den Krieg alle Augenblicke im
Westen und von Ungarn her pochten die Türken an die Thore Deutschlands.
Diese wurden am mächtigsten und den Christen am furchtbarsten unter Soly-
man n. Dieser zog gegen Ungarn, nach welchem Lande schon seine Vor-
gänger lüstern gewesen und besiegte 1526 bei Mohacz das ungarische Heer unter
dem jungen Könige Ludwig, der selbst in der Schlacht umkam, welche die
Türken unter die 7 großen Siege des Islam rechnen. Deutschland erbebte bei
dieser Nachricht und der Kaiser und sein Bruder Ferdinand, der Kronerbe von
Ungarn, mahnten das Reich aus gegen den türkischen Bluthund, wie der
Sultan allgemein genannt wurde. Aber die Protestanten wollten dem Kaiser
nicht helfen, weil sie ihm mißtrauten und nicht an Ungarn grenzten; Luther
selbst schrieb gegen einen Türkenkrieg. Der Sultan kannte die Zwietracht der
Deutschen und verspottete sie, machte aber ein Bündniß mit König Franz, ver
türkische Raubschiffe in den Hafen von Marseille aufnahm. Im Jahr 1529
rückte er bis vor Wien und seine wilden Horden streiften bis tief in Steiermark;
Mord und Flamme bezeichnete ihren Weg, und viele rausend Jungfrauen und
Jünglinge wurden in die Sklaverei fortgeschleppt. Doch brach sich die Wuth
der Türken an den Mauern der Stadt Wien, welche der Graf von Solms
aufs tapferste vertheidigte, und der Sultan sah bei dieser Gelegenheit, daß das
städtereiche Deutschland doch schwer zu erobern sein möchte und zog ab. Aber
Ungarn blieb seine Beute und türkische Paschas pflanzten da ihre Roßschweife
auf und in Ofen, türkisch Buda, saß der oberste Pascha; fast jedes Jahr
brachten wiederholte Einfälle die Einwohner der benachbarten Gauen in Angst
und Verzweiflung.