1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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di'ger Spannung; Genf und Prunttut, Bundesverwandte, vereinigten sich mit
der fränkischen Republik, und am Ende erklärten sich die Vogteien für frei und
die Herren mußten es sich gefallen lassen. Die Waadt verlangte von Bern mehr
Rechte und entzweite sich darüber mit der stolzen Stadt und rief die Vermitt-
lung der fränkischen Republik an. Sogleich rückten französische Truppen in
die Waadt und verlangten nun gebieterisch, daß die ganze Schweiz eine andere
Verfassung annehme. Da war in Bern guter Rath theuer; die einen riethen zum
Krieg und schnellen Angriff, die andern meinten, es sei den Franzosen nicht so
Ernst und es werde sich die Sache mit einigen Zugeständnissen aburachen. So
gab man Befehl zum Angriff und eine halbe Stunde darauf Befehl zum Rück-
zug; die ausgezogene Mannschaft aber wurde verdrießlich, lief aus einander und
zieh die Anführer der Verrätherei. Nun schritten die Franzosen rasch zum An-
griff; Solothurn und Freiburg fielen ohne Widerstand; bei Fraubrunnen und
im Grauholz schlugen sich die Berner tapfer, aber was konnten 1400 Milizen,
2000 Bauern mit Sensen und Gabeln bewaffnet, mit 4 Stücken Geschütz, gegen
den zweimal stärkern Feind ausrichten? Sie mußten weichen und ermordeten
auf der Flucht ihre Anführer als Berräther. Da half es nichts, daß bei
Neueneck eine Abtheilung Franzosen blutig zurückgeschlagen war; Bern kapitu-
lirte und sah seit seiner Erbauung, nach 600 Jahren, den Feind zum erstenmal
in seinen Mauern. Alle Städte bequemten sich zu der neuen Verfassung, nur
Uri, Schwyz und Unterwalden wollten sich nicht fügen und es kam zu einem
blutigen Kampfe; an den Pässen der Schindeleggi, Rothenthurin, am Morgar-
ten und bei Arth schlugen sich die Hirten unter Alois Reding ihrer Heldenväter
würdig, aber sie verbluteten an ihren Siegen und fügten sich unter ehrenvollen
Bedingungen. Nun sperrten sich noch allein die Nidwaldner; sie, die kaum
1400 Mann zählten, widcrsetzten sich dem helvetischen Direktorium, das nun
die Franzosen unter Schaumburg zur Hülse rief. Dieser griff sie von 3 Seiten
an; die Nidwaldner vertheidigten sich verzweifelt und ihre Schützen streckten ganze
Reihen Franzosen nieder. Aber die wüthenden Feinde drangen durch und stachen
alles nieder; in der Kirche von Stanz wurde der Priester am Altar erschossen
und Greise, Weiber und Kinder niedergemetzelt, 18 Jungfrauen bei der Kappelle
des Arnold von Winkelried. So wurde die Schweiz zur einen, untheilbaren
Republik; die Franzosen führten 300 Geschütze aus den Zeughäusern fort und
über 40 Millionen Franken baares Geld. Die helvetische Republik aber war