1844 -
Belle-Vue bei Constanz
: Verl.- und Sortimentsbuchh.
- Autor: Bumüller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Deutschland nur eine Stimme der Entrüstung und sie mußten ganz verblüfft zu-
geben, daß sie sich in der Stimmung des deutschen Volkes sehr geirrt hätten.
Zu dieser Einigung der deutschen Stämme hat besonders auch der „Zoll-
verein" beigetragen. Nach dem großen Kriege, den sie gemeinschaftlich ausge-
fochten hatten, spalteten sie sich wieder wegen der gesonderten Interessen und
kleine und große Staaten errichteten an den Grenzen gegen einander Schlag-
bäume und verhinderten oder erschwerten wenigstens den Verkehr. Den ersten
Schritt zur Beseitigung des Unwesens lhaten die Könige: Wilhelm von Wür-
remberg und Ludwig von Baiern, indem sie den gegenseitigen Verkehr der bei-
den Länder von allen unnützen Schranken befreiten. Von Preußen ging end-
lich der Gedanke eines Zollvereins aus, der bei vielen deutschen Regierungen
entschiedenen Beifall fand. In dem Zollverein sind nun: Preußen, Sachsen,
die sächsischen Herzogtyümer, die beiden Hessen, Nassau, Frankfurt, Lippe,
Braunschweig, Baiern, Würtemberg und die hohenzvllerischen Fürftenthümcr.
Dieser Verein umfaßt eine Bevölkerung von 25 Millionen Seelen. In seiner
Anlage war er nur eine fiskalische Maßregel, d. h. die betreffenden Regierun-
gen verbanden sich miteinander zu gleichen Zollsätzen gegen die Nachbarländer,
um den Bezug der Gebühren zu erleichtern, was den Staatskassen nothwendig
zu gute kommen mußten da aber die Zollsätze der einheimischen Industrie gegen
die auswärtige einen Vortheil einräumten, so hob sich der deutsche Gewerbs-
fleiß sehr rasch. Die einheimischen Industriellen erweiterten ihre Geschäfte und
gründeten neue, viele Fremde, besonders Schweizer, siedelten in das Gebiet
des Zollvereins über, der nun viel besser ein Handelsverein genannt werden
darf. Straßen und Flüsse bezeugen den Aufschwung des Gewerbs und Ver-
kehrs ; auf allen deutschen Flüssen erster und zweiter Größe fahren Dampf-
schiffe; auf jenen gehen unzählige Lastwagen, und zum Theil haben sie sich in
Schienenwege, Eisenbahnen, verwandelt, auf denen der Dampfwagen (Loko-
motiv) mehrere hundert Personen und viele tausend Centner Maaren mit Win-
desschnelle an ihren Bestimmungsort trägt. Nun ist den Deutschen wieder
einmal Gelegenheit gegeben, ihr erfinderisches Talent, dem man Pulver, Presse,
Taschenuhren, Eisendrath, Linnenpapier u. s. w. verdankt, aufs neue zu be-
währen, und was die letzten Jahre geleistet worden ist, berechtigt zu den er-
freulichsten Hoffnungen.