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1. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 2

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
2 Einleitung, auf einander- folgten. Die Darstellung selbst ist entweder ethno- graphisch, wo die Schicksale jedes einzelnen Volkes vom Anfang bis zu Ende vorgetragen werden, oder synchronistisch, wenn die Volker gleichzeitig, nach ihrem Wirken und Streben, neben einander erscheinen. Dunkel und schwankend ist der Anfang der Geschichte eines jeden Volkes, weil sie eben aus der Sage hervorgeht, die durch Zusatz oder Hinweglassung der weiter Erzählenden ihre Gestalt und Farbe oft wechselt und ändert. In der schwebenden Ungewißheit aber herrscht die Phantasie am freiesten, darum beginnen fast alle Völkergeschichten mit der dichterischen Schilderung eines goldenen Zeitalters. Was das sehnende Herz sich ersinnen mag, und bei fortgerücktem Alter in der Vergangenheit sucht, in der Jugend von der Zukunft erwartet, das stellten die Dichter in jenen Bildern goldener.tage, die vorüber sind, zusammen. Unschuld, fleckenlose Sittenreinheit, harmlose Einfalt bereiteten den Menschen einen un- gestörten Frieden. Die Natur, ewig jung und ewig blühend, spende- te im Ueberfluß und freiwillig, was die Sinne vergnügt, und das Bedürfnis erheischt. In vierfacher Stufenfolge erscheint der Mensch bei seinen allmaligen Entwickelungsperioden. Ein freier Sohn der Natur, erringt er zuerst die tägliche Nahrung entweder durch die Jagd oder durch den Fischfang. Das Band der Geselligkeit fesselt ihn noch nicht an seines Gleichen, denn ein Nachbar würde ihm ja seinen Fang schmälern; unstät durchschwarmt er Feld und Wald, schwimmt über Ströme, segelt mit seinem Nachen dm Küsten entlang, duldet oft die grausamsten Entbehrungen und steht in Lebensweise, so wie an geistiger Entwickelung, nur wenig über den vierfüßigen Bewohnern der Erde oder dem Adler, der sich aus den Lüsten auf seinen Raub hernieder stürzt. Von dem Menschen, so lan- ge er als Jager und Fischer heimathlos und einzeln von Ort zu Ort schweift, hat die Geschichte noch nichts zu berichten, denn, in traurigem Einerlei verfließt ihm ein Tag und ein Jahreskreis wie der andere bis ans Ende seines mühevollen Lebens. Ein weniger peinliches Loos gewahrt schon die zweite Bil- dungsstufe dem Menschen. Er hat Thiere gezähmt, nützliche Heerden um sich gesammelt, seinen Unterhalt durch deren Milch und Fleisch, seine Bekleidung durch ihre Wolle oder ihre Felle ge- sichert. Ein Familienleben findet nun statt; zahlreiche Söhne, Töchter, nebst ihren Gatten, Gattinnen und Kindern reihen sich um das Familienhaupt; der Stammvater ist ihr Gebieter, Priester und König; das patriarchalische Hirten leben tragt den Keim einer rein menschlichen Entwickelung der Geisteskräfte in sich. Sorgfalt, Ordnung, weiser Rath, kluge Berathung, selbst Muth und Entschlossenheit werben abwechselnd nöthig den vergrößerten Haushalt zu lenken, zu bewahren und zu sichern. Doch die Mit-
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