1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Erster Zeitraum.
Grunde spater bevölkert, als das übrige südliche Europa. Die
Phönicier, welche das Mittelmeer früh durchschifften, und deffen
Küstenländer durch Colonien und Pflanzstadte belebten, mieden die
sandigen oder sumpfigen Gestade Italiens, hinter welchen sich die
dicken Wälder der Apenninen zeigten, oder die schwarzen Rauch-
wolken verheerender Vulkane, ihnen mithin, den wandernden, spe-
culirenden Kaufleuten, als ein unwirthbares, dem Gewinne nichts
bietendes Land erscheinen mußte; darum hat es in Italien keine
phönicischen Ansiedelungen gegeben. Nach seiner natürlichen Be-
schaffenheit selbst zerfallt es in drei Theile, Ober-, Mittel-
und Unteritalien, denn die westlich von Genua, östlich nach
Ancona hinlausenden Apenninen bilden Ob eritalien, und indem
sie sich sodann wiederum von Osten nach Westen ziehen, trennen
sie Mittelitalien von Unteritalien, ein Umstand, der aus
die Bevölkerung dieser Halbinsel und auf die Gesittung ihrer Völ-
ker von dem wesentlichsten Einflüsse seyn mußte.
Einen allgemeinen, bestimmten Namen Italiens kennt die älteste
Geschichte nicht. Die Griechen nannten es H es p e ri e n, das Abend-
land; wohl auch, mit mythologischen Erinnerungen, Saturnia,
wo unter Saturn das goldene Zeitalter geblüht; oder endlich, nach
einzelnen, ihnen dunkel bekannten Völkern, Ausonia, Oe no-
rria, Japygia; die Benennung Italien soll von dem Worte
Itali, Rinder, entstanden seyn, woran die grasreichen Ebenen
des Landes einen großen Ueberfluß gehabt.
Ueber die Ureinwohner Italiens giebt es nur dunkle Sa-
gen. Die Fabelzeit spricht von Lastrygonen, Cimmeriern,
Giganten und Cyclopen. Nachstdem werden die Umbrer
und Sikuler erwähnt; ihnen folgten zu verschiedenen Zeiten und
in mehrern Zügen die Ligurer, Illyrier, Ausoner oder
O p i s k e r, die Veneter, Etrusker; endlich die Pclasger,
überhaupt Einwanderer aus Griechenland. Nach vielem Drangen,
Treiben, mancherlei Wechsel der Wohnsitze, bietet Italien zuletzt
ein buntes Gemisch von Völkern dar, welche aus dem, durch Ge-
birge und Thaler durchschnittenen Boden, in besondern Gemein-
wesen neben einander wohnen. Unteritalicn empfing seine Einwoh-
ner vornehmlich aus Griechenland, hieß darum auch Groß-
Griechenland, und die Tarentiner, Sybariten, Crotonienstr,
Bruttier, Lukanier u. a. hatten daselbst kleine Republiken errichtet.
Marser, Volsker, Pelignec, Sabiner, Lateiner, Samniter, Al-
baner u. v. a. nahmen aus gleiche Weise Mittelitalien, Gallier,
von keltischem Ursprünge, Oberitalien ein; aber keine gemeinsame
Regierung noch irgend ein Bundesverein verknüpften sie anfangs zu
einem Ganzen.
Ober-Italien bestand aus zwei Hauptstaaten, aus Gal-
lia cisalpina und Liguria. Der Po (Padus) und die Etsch
(Alhesis) waren die vornehmsten Flüsse; Mediolanum (Malland),