1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Odoacer und der gleichzeitigen Skalen Gestaltung. 159
Vom Nkederrhein nach der Wescr und Elbe hin wohnten die
tapfern Sachsen, Viehzucht, Ackerbau und Seeräuberei mit
gleicher Aemsigkeit betreibend. Schon den Römern in Gallien wa-
ren sie gefürchtete Nachbarn, und die Franken lernten nachmals
ihre beharrliche Freiheitsliebe kennen, welche nach einem Zojähri-
gen Kampfe erst gebeugt werden konnte.
Die Friesen, an der nördlichen Küste der Schelde, den
Ausflüssen des Rheins nach der Elbe und Eider hin seßhaft, über-
trafen die benachbarten Sachsen wo möglich an Wildheit und un-
biegsamem Trotze. Arm, genügsam, innig vertraut mit dem Ele-
mente, das sie stets befuhren, achteten sie Gefahren und Ent-
behrungen für nichts, und nur spat erlagen sie der fränkischen Ober-
herrschaft, als Karl der Große sie handhabte.
Die Longo bar den hatten ihre frühesten Wohnsitze ostwärts
von der Elbe, in den stcppenähnlichen Gegenden von Lüneburg
und der Altmark. Dann, mit den sächsifchen Stämmen befreun-
det, rückten sie vor gegen Münster, das Harzgebirge und faßten
endlich festen Fuß in den Gauen nördlich von der Donau. Ta-
pferkeit, mit einem Anfluge geistiger Bildung, gaben ihnen Gewicht
unter den Nachbarstaaten; sie sollten dereinst dem griechischen
Reiche verderblich werden.
Jenseits der Elbe, weit nach Osten hin, bis an den Don,
wohnten die zahlreichen Völkerschaften der slavifch en Stämme;
sie zogen westwärts, so wie sie durch Auswanderung der germa-
nischen Völker Raum fanden. So wurden von ihnen die nördli-
chen Gegenden der Elbe und die östlichen der Donau in Besitz ge«
nommen, wo sie unter verschiedenen Namen Vorkommen. In
Böhmen hießen sie Czechen, in Mähren Morawan er, im
meißner Lande Sorben, in der Oberlausi'tz Milziencr, in
der Niederlausitz Lu sitz er, in Brandenburg Heveller und
Ukern, in Mecklenburg und Pommern Obotriten, Wilzen,
Pommern, im Holsteinischen Wagrier, in Kärnthen, Krain
und Steyermark, jenseits der Donau, Wenden. Polen, Lit-
thauen, Preußen, Rußland wurden ferner von Slaven bevölkert.
Im höchsten Norden hausten Fi nn en, Lapp en, Esthen, et-
was südlicher Liven, Permier, Jngrier. A varen und
Bulgaren lebten an den östlichen Grenzen des byzantinischen
Reichs, Magyaren in Ungarn, Kuren und Letten standen
zwischen der germanischen und slavischen Bevölkerung mitten hüte.
Von den skandinavischen Inseln und Halbinseln aus Dänemark,
Norwegen und Schweden verbreiteten die seeräuberischen N or-
ín änner, in den Küstenländern des Ostens, wohin sie ihre Fahr-
ten ebenfalls richteten, Waräger genannt, Schrecken nach den west-
lichen Meeren und Ländern.