1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Achter Zeitrauw.
fc«25. ris überliefert haben, wäre er nicht genöthigt gewesen, na"b Enq-
land zu eilen, um Verstärkung zu holen. Der Hof gerieth in die
1415 äußerste Bestürzung und ernannte den Grafen Bernhard von
Armagnac zum Eonnelable, als den einzigen, welcher dem ge-
fürchteten Herzoge von Burgund werde die Spitze bieten können.
Schnell hinter einander starben der Dauphin Ludwig und dessen Bruder
Johann, so daß der jüngste Prinz, der 14jährige Karl, Dauphin
ward, über welchen der Connetable Armagnac einen unbeschränk-
1416 ren Einfluß ausübte und seine Macht zu einer drückenden Zwing-
herrschafl mißbrauchte. Dieß trieb den Herzog von Burgund zu
einem Bündnisse mit England. Heinrich V. führte ein Heer von
25,000 Mann herbei, bemächtigte sich der Normandie, der Herzog
von Burgund nahm Paris, schaltete daselbst als Feind; der Graf
Armagnac nebst vielen seiner Anhänger, Armagnacs genannt,
starben durch den Dolch oder unter dem Schwerte des Henkers;
selbst der König gerieth in des Herzogs Gewalt, und nur mit
Mühe hatte man den jungen Dauphin geflüchtet. Die sittenlose
Königin Isabelle hingegen schloß, voll eines unnatürlichen Hasses
1418 wider den Dauphin, mit dessen Gegnern einen Bund. Karl
nahm den Titel eines Regenten an; eine scheinbare Versöhnung
kam zwischen ihm und dem Herzoge von Burgund zu Stande,
doch bei einer zweiten persönlichen Zusammenkunft auf einer Brücke
1410 über die Nonne, unweit Monterau ward Johann von Bur-
gund unter den Augen des Prinzen durch Tanncgui du Eh ate l
ermordet. Doch sein Sohn, Philipp der Gute, ward der
L-n2i. Erde seiner Entwürfe und seiner Gesinnungen. Vermöge des Ver-
Mai träges zu Troyes vermählte sich der König Heinrich V. mit
1420 Calharina, der Tochter Karls Vi., unter der Anwartschaft auf
Frankreich nach dem Ableben des jetzigen Königs. Von nun an
zerfiel Frankreich in zwei feindliche Hälften; wovon sich die eine,
vornehmlich die Provinzen jenseits der Loire, für den Regenten,
Karl, die andere, aus den nördlichen Provinzen bestehend, für den
v422 Herzog 'von Burgund erklärte. Heinrich V. und Karl Vi. starben in
einem Jahre, worauf sich der bisherige Regentsogleich unter dem Namen
i«2 Karl Vis. zum Könige erklärte, wahrend man von Sei-
ten Englands Heinrich Vi., den nachgelassenen Sohn Hein-
~'39 richs V., damals neun Monate alt, zum Könige von Frankreich
ausrief. Die Waffen der Engländer waren siegreich; schon stan-
den sie an der Loire, Orleans wankte, Karl Vii. gedachte nach
der Provence abzuzkehen, der Muth seiner Streiter war gebrochen,
da kam wunderahnlich Rettung von einer Bauerndime! I o-
hanne d'arc, aus dem Dorfe Dom-Remi, in Lothringen,
27 Jahre alt, erschien vor Robert von Baudricourt, dem Gouver-
neur der Stadt Vaucouleurs, an der Maas, sprach im Tone ei-
ner Prophetin, und behauptete, es sey ihr von Gott der Auftrag
geworden, Orleans zu retten und den Königs Karl nach Rheims zur