1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Griechenland und Italien.
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Ansprüchen auf Neapel. Ludwig starb jedoch vor Johanna, wor-
auf sie feinen Bruder Renatus (Rene), Herzog von Anjou, in ei-
nem Testamente zu ihrem Thronerben ernannte und ihre unrühm-
liche Laufbahn beschloß. Doch Renatus vermochte nicht, die er- i"5
erbte Krone gegen Alfons zu behaupten; nach siebenjährigem
Kampfe kehrte er nach Frankreich zurück. Das Haus Anjou er- i44r
losch auf dem Throne Neapels, nachdem es selbigen 177
Jahre besessen. Alfons I. (V.) war der erste König spani-
scher Abkunft in dem vereinten Königreiche beider
Sicilien, denn nach einer Trennung von lt>0 Jahren verband
er die Insel Sicilien wieder mit Neapel (1442 — 1438). Al-
fons, ein mächtiger Fürst, denn ihm gehorchten Aragonien, Valen-
cia, Catalonien, Majorca, Corsica, Sardinien, Sicilien und Rous-
sillon diesseits der Pyrenäen, herrschte mit großartiger Milde, und
alle Segnungen des Friedens wurden dem tief zerrütteten Neapel
unter seinem Scepter zu Theil. Noch bei seinem Leben bestimmte
Alfons die Nachfolge seinem unehelich erzeugten Sohne Ferdi-
nand I. Der strenge, finstere und harte Sinn Ferdinands ge- 1453
staltete auch seine Außenwelt rauh und feindselig. Cr mußte kam- — v4
pfen gegen rebellische Vasallen, gegen den Papst und gegen Jo- —36
Hann von Anjou, den Sohn von Renatus, welcher, da er nichts
ausrichtete, seine Rechte an die Könige von Frankreich abtrat,— ein
verderblicher Zunder künftiger Zwietracht. Mit durchgreifender
Strenge erzwang und erhielt Ferdinand endlich Ruhe, beförderte
auch Gewerbe und wissenschaftlichen Umschwung-, doch Liebe er-
warb er sich nicht bei seinen eingeschüchterten Unterthanen. Die-
ses wohl wissend, vernahm er mit Bekümmerniß die Rüstungen
Frankreichs gegen Neapel; der Tod entrückte ihn diesen Stürmen,
bevor sie ausbrachen; seinem Sohne Alfons 11. aber war es 1^4
beschieden, sie zu bestehen. Mit einem nur mittelmäßig ausgerü-
steten Heere brach Karl Viii. gegen Neapel auf, es zu erobern. 1405
Jetzt erfuhr Alfons, wie arm ein König ohne die Liebe seiner Un-
tertkanen sey! Auf das Gerücht von der Annäherung der Fran-
zosen brach der Aufruhr in vollen Flammen wider ihn aus. Al-
fons, früher so trotzig und hochfahrend, sank so gänzlich zur Klein-
müthigkeit herab, daß er der Krone zu Gunsten seines Sohnes
Ferdinand entsagte, und sich nach Sicilien in ein Kloster be-
gab, wo' er sein Leben unter harten Bußübungen bald beschloß.
Auch Ferdinand Ii. mußte anfangs dem Freudentaumel der
Neapolitaner, worein sie der Franzosen Ankunft versetztes weichen
und sich nach Sicilien zurückziehen. Doch allmählig fühlte man
den Druck und Zwang dieser Fremdlinge schmerzlich, die Sehn-
sucht nach dem Alten erwachte, und Karl Viii., von Aufruhr in
der Nahe und im Rücken bedroht, verließ Italien eben so eilig,
als er dahin gekommen war. Ferdinand Ii. hatte indessen
die Hülsedes Königs von Aragonicn, Ferdinands des Ca-