1833 -
Meissen Pesth
: Wigand Goedsche
- Autor: Herrmann, August Lebrecht
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Neunter Zeitraum.
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Lcn §. bitter gehaßten Minister C a lo n n e zu verabschieden. L o m e n i n de
?.pr>l Brienne, Erzbischof von Toulouse, gleichfalls ein höfischer, eitler
1t"v Mann, drängte sich an das Ruder des lecken Staatsschiffes und
ward vom Könige zum Principalminister ernannt. Zum
ersten Male verlangte das Parlament eine Zusammenberufung
der Stände; im Gefühle seiner Unfähigkeit bat Brienne selbst
i78s um seine Entlassung, worauf Necker zum zweiten Male zum Ge-
neraldirector der Finanzen mit Sitz und Stimme im
Staatsrathe erwählt ward. Au laut sprach sich bereits das
allgemeine Verlangen nach einem Reichstage aus, um noch rück-
gängig gemacht zu werden, darum wagte Stecker nicht zu widerstre-
den, sondern er beschied einen Ausschuß der Notab eln nach
Versailles, um mit ihnen über die Form des zw haltenden Reichstags
zu verhandeln, wobei man zu keinem Endurtheile gelangen konnte;
durch einen Beschluß des Staalsrathes aber wurde, nach Entlas-
sung der Notabeln, bestimmt, daß sich überhaupt 1200 Deputirte
versammeln sollten, 300 vom Adel, 300 von der Geistlichkeit
und 600 vom dritten Stande; die Zeit der Versammlung setzte
man für den 27. April '-7 80 fest. Eine dumpfe Bewegung
brauste von einem Ende Frankreichs zum andern; seit 163 Jahren
hatten die Könige nicht mehr begehrt die Stimme ihrer Untertha-
nen vor ihrem Throne zu vernehmen; tief wurzelnde Uebel sollten
jetzt gehoben, wohl begründete Beschwerden gehört und beseitigt
werden; ein gefährlicher Brennstoff lag aufgehäuft für die wu-
thendsten Leidenschaften der menschlichen Seele, und kein kräftiger
Arm, kein gewaltig gebietender Geist war vorhanden, die schlaffen
Zügel zu fassen, oder den kommenden Sturm zu beschwören.
Ein jeder fühlte, man sey am Vorabend einer großen, verhängniß-
vollen Zeit und sah ihr mit dem geheimen Bangen entgegen, das
uns beim naben Ausbruche eines tobenden Vulkans, beim Anrük-
ken eines zerstörenden Ungewitters erfaßt.
§. 70.
England. Haus Tudor.
14s5 Heinrich Vii. beendigte den verheerenden Bürgerkrieg, wel-
— chen der Thronstreit der Häuser Pork und Lancaster entzün-
dete, durch seine Vermählung mit Elisabeth von York, wo-
~24 burd) die rothe und weiße Rose verbunden wurden. Der
angeregte Parteigeist erlosch nicht sogleich und es bedurfte der ruhi-
gen Umsicht Heinrichs um dessen noch wiederkehrende Aufwallun-
gen glücklich zu unterdrücken. Zwei Jahre nach dem Antritte sei-
ner Regierung verbreitete sich das Gerücht, der jüngere Sohn
Eduards Iv., der Herzog Richard von Pork, oder ein anderer
Verwandter, Graf Eduard von Wacwick, lebe noch, und ein
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