1829 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
X
Vorrede.
machten es nicht blos seit 40 Jahren die Liberalen und
Servilen an der Seine, am Manzanares und am Tajo;
die Liberalen und Servilen des atheniensischen Scherben-
gerichts, und unter den Plebejern und Patriciern in
dem weltbeherrschenden Rom, wenn sie gefeierte Männer
vertrieben, verfuhren nicht anders. Diese Sitte geht
also ziemlich weit in die Geschichte zurück. Ja gäbe es
eine historia antediluviana; so würden wir schon in
dieser ähnliche Belege dazu finden. — Der Geschichts-
schreiber selbst aber, ob er gleich als Stylist den jedes-
maligen Standpunct der lebenden Sprache, in welcher
er schreibt, und den allgemeinen Charakter seines Zeit-
alters nicht verläugnen kann, soll die neuesten Ereignisse
so darstellen, wie man ungefähr nach fünfzig oder
hundert Jahren die Begebenheiten nehmen wird (ab-
gerechnet, daß man dann dieselben nach mehrern, wäh-
rend der Zeit erschienenen, Urkunden richtiger beurtheilen
und zugleich mit den Begebenheiten der folgenden Zeiten
vergleichend zusammenstellen kann). Besonders halte ich
dies für Pflicht in Lehrbüchern für die Jugend.
Ich berge es nicht, daß mir der neuerlich versuchte über-
spannte Ton in geschichtlichen Schriften für die Jugend
eben so zuwider ist, wie vor einigen zwanzig Jahren der
tändelnde und spielende. Wenn der letzte weit hinter
der Würde der Geschichte zurückbleibt; so bildet der erste
leicht absprcchende Jünglinge in einem Zeitalter des
Lebens, wo das geschichtliche Urtheil erst begründet
werden muß, um Sicherheit zu gewinnen. Einfach,
ruhig, fest, leidenschaftslos joll der Jugendleh-
rer beim Vorträge der Geschichte seyn; allein d i e Wärme,
welche große Charaktere und weit um fassende Vor-
gänge seinem Vortrage geben, muß — im Laufe seiner
Erzählung — dem steigenden Lichte in der Mahlerei und
der anwachsenden Fülle der Harmonie in der Tonkunst
gleichen; dann wird sie, sparsam unter die Maste der
Begebenheiten vertheilt, gewiß ihre Wirkung auf das
jugendliche Herz nicht verfehlen. — Von der unerwar-
tet günstigen Aufnahme, welche mehrere meiner geschieht-