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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 49

1871 - Münster : Coppenrath
nete der Kaiser, „Ihr sollet gehalten werden, wie Ihr es verdient habet!" und er wurde in das kaiserliche Lager abgeführt. Er mußte der Kurwürde und dem Besitze der kurfürstlichen Länder entsagen und in der Gefangenschaft bleiben, so lange es dem Kaiser gefallen würde. Für die Söhne des Abgesetzten wurden fnnfzigtausend Gulden jährlicher Einkünfte bestimmt. Die Kur-würde nebst den kurfürstlichen Ländern verlieh der Kaiser, als bedungenen Preis des Beistandes, an Moritz von Sachsen, den Stifter des noch heute regierenden Hauses. Mit Ergebung unterwarf sich Johann Friedrich seinem traurigen Schicksale, das ihm der Kaiser jedoch auf alle Art zu mildern suchte; denn er behandelte ihn fortan mehr wie einen Gast, als wie einen Gefangenen. Ueberhaupt zeigte sich der Kaiser in Sachsen, der Wiege der Reformation, höchst edelmüthig. Als die Kurfürstin mit ihren Kindern vor ihm einen Fußfall that, hob er sie freundlich auf, sprach ihr Trost zu und erlaubte ihrem Gemahle, acht Tage laug in Wittenberg, im Kreise der ©einigen, zuzubringen. Ja, er selbst begab sich in die Stadt, und erwiederte den Besuch der Kurfürstin. Und als er erfuhr, daß man ans Furcht vor ihm den evangelischen Gottesdienst eingestellt habe, wurde er sehr unwillig und sprach: „Wer richtet uns das an? Ist in unserem Namen der Dienst Gottes unterlassen, so gereicht uns das nicht zum Gefallen. Haben wir im Oberlande (Schwaben) doch nichts gewandelt in der Religion, wie sollten wir es hier thun!" Er besuchte auch die Schloßkirche zu Wittenberg, und als man ihm Luther's Grab zeigte, und einige Umstehende, unter andern der Herzog Alba, ihm riethen, die Leiche des Ketzers ausgraben und verbrennen zu lassen, erwiederte er: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebendigen, nicht mit den Todten." Eine solche Schonung hätte das Mißtrauen der Protestanten gegen die eigentliche Gesinnung des Kaisers entfernen sollen. Nun kam die Reihe an Philipp, den Landgrafen von Hessen. Dieser hatte den Einfall des kaiserlichen Heeres nicht abgewartet, Wclter's Wcltgcsch. Iii. 22. Aufl. 4
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