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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 56

1871 - Münster : Coppenrath
1 — 56 — treu und gehorsam zu bleiben, und mit der Bitte an sie, ihm selbst zu vergeben, wenn er mährend seiner langen Negierung etwas versehen oder nicht mit dem Eifer gethan habe, mit welchem er es hätte thun sollen." Hierauf wandte er sich an seinen Sohn Philipp und ertheilte ihm mit der stillen Sanstmuth eines scheidenden Vaters die lehrreichsten Ermahnungen. Philipp fiel gerührt auf seine Kniee, küßte feine Hand und bat um seinen Segen. Karl segnete ihn unter einem Strome von Thränen und stieg ganz entkräftet und von seinen nächsten Verwandten unterstützt vom Throne, um ihn nie wieder zu besteigen. Im Januar des folgenden Jahres 1556 trat er feinem Sohne Philipp auch die Negierung von Spanien mit allen davon abhängenden neu entdeckten Ländern ab, und im September überließ er die Kaiserwürde seinem Bruder Ferdinand. Nachdem er sich so feiner Hoheit entäußert hatte, schiffte er sich in Begleitung feiner beiden Schwestern nach Spanien ein und bezog eine kleine einfache Wohnung neben dem Hieronymüer-kloster St. Just, welches in der Provinz Estremadura unter einem milden, heiteren Himmel zwischen saust aufsteigenden Hügeln, wohlbewäfferten Wiesen, schattigen Bäumen und ctnmu-thigen Gärten lieblich gelegen ist. Hier lebte er zwei Jahre lang in tiefster Einsamkeit und theilte feine Zeit zwischen frommen Andachtsübungen und einigen Erholungen, welche größtentheils in Verfertigung künstlicher Maschinen bestanden, für welche er von jeher Vorliebe bezeigte, und die er so geschickt verfertigte, daß er sich bei manchen unwissenden Menschen der Umgegend den Ruf eines Schwarzkünstlers zuzog. Seine ganze Seele beschäftigte sich übrigens mit dem Gedanken des Todes, den er bei feinen gänzlich geschwächten Kräften nicht mehr fern glaubte. Um sich noch vertrauter mit demselben zu machen, soll er sogar sein eigenes Begräbniß gefeiert haben, gleichwie auch fein Großvater Maximilian feinen Sarg vier Jahre mit sich herumgeführt hatte. In der Klosterkirche — heißt es — wurde ein Trauergerüst errichtet, die Kirche selbst schwarz ausgeschlagen.
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