1901 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
38
Sechste Periode. Von 1648—1789. — Erster Abschnitt. Von 1648-1740.
der Schlofskirche salben. Der neue König in Preußen (die
andern Landesteile waren de iure lehnsabhängig) erlangte nur des
Papstes Anerkennung nicht.
b) Friedrichs innere Regierung, anfangs im ganzen segens-
reich, solange der Kurfürst von seinem früheren Erzieher Eber-
hard v. Danckelmann geleitet war, wirkte nach dessen Sturz
(1697), als Friedrich unter den Einflufs des Oberkammerherrn
Kolbe v. Wartenberg geriet, infolge der Prachtliebe und Ver-
schwendung des Königs äufserst zerrüttend auf die Staatsfinanzen
und die Volkswirtschaft, zumal die Regierung in einseitiger Weise
die Industrie gegenüber dem Ackerbau bevorzugte.
Reiche Pflege fand aber Wissenschaft und Kunst, ins-
besondere durch die geistvolle Sophie Charlotte (nach ihr ist
Charlottenburg genannt). N ehrin g erbaute das Zeughaus, Andreas
Schlüter gestaltete das Schlofs um und schuf hier und im Zeug-
hause treffliche Reliefs und auf der Langen Brücke das grandiose
Reiterstandbild des Grofsen Kurfürsten. Die Universität Halle
wurde (1692) gestiftet (1694 feierlich eingeweiht) und Männer wie
Thomasius und Francke dorthin berufen. Der Berliner Hof war
eine Zeit lang der Sammelplatz der hervorragendsten Männer
(Leibniz, Pufendorf, Spener, Schlüter u. a.). 1699 wurde die
„Akademie der bildenden Künste“, 1700 die „Societät der Wissen-
schaften“ gestiftet, deren erster Präsident Leibniz war.
4. Fortbildung des preufsischen Staats durch Friedrich Wilhelm I.
§ 34. a) Die inneren Verhältnisse. Weiterbauend auf dem Grunde,
den der Große Kurfürst gelegt, aber auch schöpferisch in neue
Bahnen einlenkend, bewährte sich Friedrich Wilhelm I, der
von 1713 —1740 regierte, verkannt von der Mitwelt (von Einflufs
sind gewesen die Denkwürdigkeiten seiner Tochter Wilhelmine,
Markgräfin von Bayreuth) und oft von der Nachwelt, als ein ad-
ministratives Genie. Rauh und derb, auch aufbrausend und ge-
waltthätig, aber gesund, nüchtern, praktisch, sparsam, ein Feind
alles Phrasentums und aller Unwahrheit, redlich und pflichttreu,
hat er seinem Staate das besondere preufsische, „spartanische“