1901 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Die Gründung des Königreichs Italien und des Deutschen Reiches 1858—1871. 147
kamen auch auf den Sänger-, Turner- und Schützenfesten, am
mächtigsten bei der Schillerfeier am 10. Nov. 1859 zum Ausdruck.
b) Der Militär- und Verfassungskonflikt. Die regierungfreund-§ 129.
liehe Stimmung im Lande schlug um, als die Regierung an die
Heeresreform ging. Die Mängel der preufsischen Heeresver-
fassung, die bei der Mobilmachung 1859 grell hervortraten, waren,
dafs die Zahl der jährlich Ausgehobenen jetzt wie 1814 40000
betrug, während die Bevölkerung von 11 auf 18 Mill. gewachsen
war, dafs also bei jeder Mobilmachung die Landwehr I. Aufgebots,
von der die Hälfte verheiratet war, herangezogen wurde, während
zahlreiche dienstfähige junge Leute zu Hause blieben. Der Plan
der Regierung, Wilhelms eigenstes Werk, ging nun dahin, jähr-
lich 63000 Mann auszuheben, die jüngeren Jahrgänge der Land-
wehr I. Aufgebots zur Reserve zu ziehen, die älteren mit der
Landwehr Ii. Aufgebots zu vereinigen und die Landwehr von der
aktiven Feldarmee (Linie und Reserve) schärfer zu trennen; die
Kosten dieser Reorganisation betrugen jährlich 91/, Mill. Thaler.
Die liberale Partei billigte wohl, abgesehen von dem letzten
Punkte, den Grundplan, wollte aber billiger zum Ziele kommen
durch Einführung der zweijährigen Dienstzeit, die ja von 1833
bis 52 bestanden habe, — zum gröfsten Nachteil des Heeres,
wie der Regent überzeugt war. Ende 1859 übernahm General-
leutnant Albrecht v. Roon, ebenso ehrenhaft wie tüchtig, die
Durchführung der Reform dem Landtage gegenüber. 1860 be-
willigte das Abgeordnetenhaus das Geld „einstweilig“ auf ein Jahr;
dasselbe geschah in der Tagung von 1861.
Inzwischen war Friedrich Wilhelm Iy. am 2. Jan. 1861 ge-
' storben, und Wilhelm I. war König geworden; am 18. Okt.
liefs er sich in Königsberg krönen. In seiner Ansprache „An
mein Volk“ hiefs es: „Es ist Preußens Bestimmung nicht, dem
Genufs der erworbenen Güter zu leben. In der Anspannung
seiner geistigen und sittlichen Kräfte, in dem Ernst und der
Aufrichtigkeit seiner religiösen Gesinnung, in der Yereinigung
von Gehorsam und Freiheit, in der Stärkung seiner Wehrkraft
liegen die Bedingungen seiner Macht. . . . Meine Pflichten für
Preußen fallen mit meinen Pflichten für Deutschland zusammen.“
Die Neuwahlen ergaben Ende 1861 für die Kammer eine oppo-
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