1858 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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die Inseln des ägäischen Meeres und machte auch Attika von
seiner Gewalt abhängig. Als Tribut mußten die Athener jedes
große Jahr, d. h. in jedem neunten Jahr, sieben Knaben und
sieben Mädchen zum Opfer für den Minotauros, den Stier des
Minos, d. i. dem phönicischen Gott Moloch, nach Kreta senden.
Als nun die Zeit der dritten Sendung kam, stellte sich Theseus,
der Sohn des attischen Königs Aegeus, freiwillig unter die Zahl
der Opfer. Er tödtete mit Hilfe der Ariadne, des Minos Toch-
ter, den Minotauros, und bewirkte dann die Befreiung der Athe-
ner von der Gewalt des Minos, d. i. der Phönicier. Denn
ohne Zweifel ist der fabelhafte König Minos nichts anderes
als eine Personification der phönicischen Herrschaft überhaupt,
sowie die Thaten des Theseus, seine Kämpfe mit dem Stiere
des Minos, die Vernichtung jener Fremdherrschaft durch die
Griechen, insbesondere durch die Athener, andeuten. Noch vor
dem Jahre 1000 v. Ehr. scheinen alle phönicische Ansiedelungen
an den Küsten und Inseln verschwunden zu sein; seitdem finden
wir nur friedlichen Verkehr zwischen Griechen und phönicischen
Handelsleuten.
4) Gewiß ist der Einfluß, den das phönicische Handelsvolk,
in welchem die Bildungselemente aus dem alten Babylon und
Aegypten sich berührten und mischten, auf die Griechen nicht ge-
ringer anzuschlagen, als naturgemäß dies überall der Fall ist,
wo eine civilisirte Nation mit einem noch rohen aber empfäng-
lichen Volke in Berührung kommth. Dies gilt namentlich von
manchen religiösen Ideen und Kulten der Griechen. Die syrische
Geburtsgöttin Ast arte Aschera wurde zur Aphrodite Ura-
nia der Griechen; die alten Kultusstätten der ersteren, Kythera,
Akrokorinth, Kadmeia u. a., sind auch die der letztem, die
wie jene mit Lanze und Waffen dargestellt wurde. — Der phö-
nicische Dienst der Kabiren (von dem semit. Kebir, d. i. groß,
also Kabirim die großen Götter) auf Samothrake und Lemnos
ist auch in späterer Zeit ein gefeierter Kultus der Griechen. Die *
Sagen von dem phönicischen Sonnengott Melkarth, von seinen
Kämpfen, von seinen Eroberungs- und Städtegründenden Zügen
i) Es ist eine unhistorische Ansicht, d. i. es heißt die Continuität geschicht-
licher Kulturentwickelung, wie sie unter den Völkern im vordem Asten und
um das Becken des Mittelmeeres unverkennbar stattfand, aufheben, wenn
man in übergroßem Eifer für die Originalität der griechischen Kultur alle
Einflüsse des Orients auf Griechenland geradezu läugnet. Aber ebenso
gewiß ist und wird durch das Angeführte selbst bestätigt, daß das Volk
der Hellenen auch fremde Elemente nach seinem gesunden und kräftigen
Geiste umzuprägen und dadurch ganz zu seinem selbstständigen Eigenthum
zu machen verstand. So sind die nach Menschenblut dürstenden Gottheiten
der Syrer, die noch mit Kinderopfern versöhnt wurden, auf griechischem
Boden nach dem edlern Genius arischer Stämme, rein-menschliche Gestal-
ten oder sittliche Ideale geworden.