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1. Geschichte der Griechen und Römer - S. 42

1858 - Hannover : Hahn
42 die Inseln des ägäischen Meeres und machte auch Attika von seiner Gewalt abhängig. Als Tribut mußten die Athener jedes große Jahr, d. h. in jedem neunten Jahr, sieben Knaben und sieben Mädchen zum Opfer für den Minotauros, den Stier des Minos, d. i. dem phönicischen Gott Moloch, nach Kreta senden. Als nun die Zeit der dritten Sendung kam, stellte sich Theseus, der Sohn des attischen Königs Aegeus, freiwillig unter die Zahl der Opfer. Er tödtete mit Hilfe der Ariadne, des Minos Toch- ter, den Minotauros, und bewirkte dann die Befreiung der Athe- ner von der Gewalt des Minos, d. i. der Phönicier. Denn ohne Zweifel ist der fabelhafte König Minos nichts anderes als eine Personification der phönicischen Herrschaft überhaupt, sowie die Thaten des Theseus, seine Kämpfe mit dem Stiere des Minos, die Vernichtung jener Fremdherrschaft durch die Griechen, insbesondere durch die Athener, andeuten. Noch vor dem Jahre 1000 v. Ehr. scheinen alle phönicische Ansiedelungen an den Küsten und Inseln verschwunden zu sein; seitdem finden wir nur friedlichen Verkehr zwischen Griechen und phönicischen Handelsleuten. 4) Gewiß ist der Einfluß, den das phönicische Handelsvolk, in welchem die Bildungselemente aus dem alten Babylon und Aegypten sich berührten und mischten, auf die Griechen nicht ge- ringer anzuschlagen, als naturgemäß dies überall der Fall ist, wo eine civilisirte Nation mit einem noch rohen aber empfäng- lichen Volke in Berührung kommth. Dies gilt namentlich von manchen religiösen Ideen und Kulten der Griechen. Die syrische Geburtsgöttin Ast arte Aschera wurde zur Aphrodite Ura- nia der Griechen; die alten Kultusstätten der ersteren, Kythera, Akrokorinth, Kadmeia u. a., sind auch die der letztem, die wie jene mit Lanze und Waffen dargestellt wurde. — Der phö- nicische Dienst der Kabiren (von dem semit. Kebir, d. i. groß, also Kabirim die großen Götter) auf Samothrake und Lemnos ist auch in späterer Zeit ein gefeierter Kultus der Griechen. Die * Sagen von dem phönicischen Sonnengott Melkarth, von seinen Kämpfen, von seinen Eroberungs- und Städtegründenden Zügen i) Es ist eine unhistorische Ansicht, d. i. es heißt die Continuität geschicht- licher Kulturentwickelung, wie sie unter den Völkern im vordem Asten und um das Becken des Mittelmeeres unverkennbar stattfand, aufheben, wenn man in übergroßem Eifer für die Originalität der griechischen Kultur alle Einflüsse des Orients auf Griechenland geradezu läugnet. Aber ebenso gewiß ist und wird durch das Angeführte selbst bestätigt, daß das Volk der Hellenen auch fremde Elemente nach seinem gesunden und kräftigen Geiste umzuprägen und dadurch ganz zu seinem selbstständigen Eigenthum zu machen verstand. So sind die nach Menschenblut dürstenden Gottheiten der Syrer, die noch mit Kinderopfern versöhnt wurden, auf griechischem Boden nach dem edlern Genius arischer Stämme, rein-menschliche Gestal- ten oder sittliche Ideale geworden.
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