1858 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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schulen genannt, von denen einige noch um 500 v. Ehr. bestan-
den. ¿>ie berühmteste darunter war die der Homeriden auf
der Insel Chios, welche besonders den trojanischen Krieg, den
Gipfel des griechischen Heldenlebens zum Gegenstand ihres Ge-
sanges machte, der in ihrem Meister und Stammvater Homer,
nach dem sie sich nannte, seine höchste Vollendung erlangt hatte.
§. 227.
Fortsetzung.
1) Unter dem Namen Homer besitzen wir zwei größere
Gedichte, zu denen noch mehrere kleinere kommen. — Die Ilias
und Odyssee sind die ersten glaubwürdigen Urkunden des helle-
nischen Alterthums und die ältesten Denkmäler der griechischen
Literatur.
2) Der Mittelpunkt beider Epopöen ist der Nationalkampf
der Griechen um Troja: die Iliade besingt des Achilleus
Zorn und Entzweiung mit Agamemnon und deren
Folgen bis zur Leichenbestattung Hektars; die Odyssee
des Odysseus Irrfahrt und Heimkehr. Jeder dieser grö-
ßern Gegenstände zerfällt in eine Menge Einzelabenteuer, welche
besonders in der Odyssee zu einem planvoll angelegten Ganzen
verbunden sind. — Die Iliade beschreibt mehr das Kriegs-
leben der Heroenzeit, die Odyssee vorzugsweise das häusliche
Leben derselben Menschen. Beide Epopöen bilden darum ein
großes Ganzes, ein umfassendes poetisches Gemälde der Heroen-
zeit; erst mit der Heimkehr des Odysseus ist dieser große
Sagenkreis geschlossen.
3) Die Verschiedenheit der Darstellung in beiden Gedichten,
der höhere Schwung und die heroische'kraft der Iliade, die
mehr ruhige, in die Breite gehende Erzählung und der aben-
teuerliche Ton der Odyssee sind dem Inhalte beider Gedichte
angemessen, und berechtigen daher für sich noch nicht zur An-
nahme zweier Verfasser oder zweier Zeitalter.
4) Ueber den Verfasser selbst haben wir keine historisch
beglaubigten Nachrichten; schon die Griechen der historischen Zeit
wußten von dem Leben Homers fast nichtsv) Paß er ein
Wir besitzen noch mehrere Lebensbeschreibungen von Homer, die dem Hero-
dot, Plutarch u. A. zngeschrieben werden, ober sämmtlich unächt sind. —
Herodots Angabe, daß Homer vierhundert Jahre stör seiner Zeit
(d. i. etwa 450), also in der ersten Halste des neunten Jahrhunderts ge-
lebt habe, wird namentlich durch die homerische Erdkunde bestätigt. Die
genaue Lokalkenntniß der lydisch-jonischen Küste, welche in den homerischen
Gedichten sich vorfindet, scheint in Webereinstimmung mit Andeutungen der
Alten, namentlich Pindars, dasür zu sprechen, daß Homer zu Smyrna
geboren worden, später aber aus Chios gelebt habe, wo auch das nach ihm
genannte Sängergeschlecht, die Homeriden, noch in historischer Zeit
lebte, wo er als Heros verehrt und ihm ein Denkmal, das Homereion, er-