1858 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Schicksalsmächte bestimmt zu werden, sind die Tragödien des
Sophokles ein treuer Spiegel der Menschenseele, und
erhalten hierdurch, wie durch die lautere Frömmigkeit und
sittliche Reinheit, die sich in seinen Ideen aussprechen, eine
höhere allgemein menschliche Bedeutung. In ihm
feiert der hellenische Dichtergenius und die attische Bildung ihren
schönsten und edelsten Ausdruck.
3) Man zählte 113 Dranren des Sophokles, Tragödien
und Satyrspiele. Nur 7 der ersten sind außer einigen Frag-
menten uns erhalten:. Antigone, durch allseitige Vollendung
das Meisterwerk des Dichters, Electra, ein Seitenstück zur
Antigone, Trachinierinnen, Oedipus der König, Ajax,
Philo kt et, Oedipus aus Kolonos, eine Ergänzung des
Königs Oedipus.
§. 245.
Euripides.
1) Wie in den Dramen des Sophokles jene harmoni-
sche geistige Schönheit, welche den Höhepunkt der griechischen
Bildung im Perikleischen Zeitalter bezeichnet, sich ausprägt,
so macht sich in den Werken seines jüngern Zeitgenossen, des
Euripides, der nach der Sage am Tage der Schlacht von
Salamis (480) geboren wurde, bereits der Einfluß der rhetorisch-
sophistischen Richtung geltend, womit überhaupt der innere Ver-
fall des Griechenthums beginnt. Euripides trat im fünf und
zwanzigsten Lebensjahre zuerst mit Dramen für die Bühne auf,
vermochte aber Sophokles gegenüber bei dem athenischen Volke
lange keinen Beifall zu gewinnen. Von den Komikern, welche
die Schwächen des Dichters zum Gegenstand ihrer bittern Kritik
machten, unaufhörlich verfolgt, verließ Euripides bereits im
vorgerückten Alter Athen, und folgte einer Einladung des Königs
Archelaos an den makedonischen Hof zu Pella. Hier fand er
wahrscheinlich um 406 am Biß der Jagdhunde seinen Tod.
2) Der Stoff der Dramen des Euripides ist zwar eben-
falls aus dem Mythenkreis der Griechen genommen; aber seine
Helden, die überhaupt mehr reden als handeln, sind ohne innere
ideale Größe, tragen vielmehr in Gesinnungen und Strebungen
ganz das Gepräge des gemeinen Lebens. Auch fehlt es dem
Plane seiner Stücke nicht selten an Einheit und natürlicher Ent-
wickelung der Handlung. Um diesem Mangel abzuhelfen, nahm
Euripides zu zwei Neuerungen seine Zuflucht: ein Prolog
soll die Lage des Stücks und oft auch den Hauptgedanken an-
geben, der sich durch dasselbe hinzieht; und eine das Schicksal
verkündende Gottheit, ein sogenannter Deus ex machina, muß
der Verwirrung des Stücks,"das aus sich selbst keinen Ausgang
finden kann, nicht selten ein Ende machen.