1858 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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3) Die Vorzüge der tragischen Muse des Euripides sind
eine außerordentliche Beredsamkeit in den Monologen, eine
kernige Diction gehoben durch eine Fülle praktischer Sentenzen,
und eine große Kunst, durch Schilderung der menschlichen Affecte
und Leidenschaften und des hieraus hervorgehenden Elendes Rüh-
rung, den Hauptzweck seiner Muse, hervorzubringen. Er ist Be-
gründer und Vorbild des modernen Dramas.
4) Von den vielen Tragödien des Euripides — die An-
gaben der Alten schwanken zwischen 75—92 — haben sich außer
größern Fragmenten nur 18 vollständig erhalten, nämlich: die
Medea und der bekränzte Hippolytos, die beiden gefeiert-
sten Stücke des Dichters; ferner Hekuba, Orestes, Alkestis,
Andromache, die Trojanerinnen, die Hiketiden, Iön,
der rasende Herakles, Jphigenia in Tauris, Elektra,
Iphigenia von Aulis, Helena, die Herakliden, die
Phönissen und Bakchen, letzteres in Macedonien abgefaßt.
5) Noch besitzen wir von Euripides das einzige aus dem
Alterthum uns erhaltene Muster eines Satyrdrama, den Kyklops.
Das Satyr spiel oder Drama Satyricon wurde bezeichnend
scherzende Tragödie genannt, indem sie ihren Gegenstand
ebenfalls aus dem Mythenkreise nahm, ihn aber in einer Weise
behandelte, daß das Stück durch den ihm eigenthümlichen Kon-
trast des Heroischen und Niedrigen ergötzte. Seinen Namen
führte dies Drama von dem darin auftretenden Satyrchor; es
stand in einem engem Bezüge zu einer tragischen Trilo gie, und
wurde stets nur mit dieser als eine Tetralogie aufgeführt.
§. 246.
Die Komödie.
1) Wie die Tragödie, so verdankt auch die Komödie
dem Bakchuskultus ihren Ursprung. Sie knüpft sich in ihren
ersten Anfängen an die kleinen oder ländlichen Dionysien, das
Schlußfest der Weinlese, an. Ein Haupttheil dieses fröhlichen
Festes war der Ko mos (6 xcup-os), ein fröhliches Trinkgelage,
wobei zu Ehren des Gottes ein lustbegeisterter Umzug unter Ge-
sang und Tanz, unter allerlei Scherz und Muthwille gehalten
wurde. Die allmählige Ausbildung der Komödie, die nur in
Attika eine vollendete Kunstform erhielt, ist uns übrigens eben
so dunkel wie die der Tragödie.
2) Der nächste Zweck der attischen Komödie war, durch
Witz und Laune, die sich oft bis zur ungebundensten Ausgelassen-
heit steigerten, zu ergötzen. Bald aber erhielt die Komödie in
Athen einen höhern sittlichen Werth und eine politische Bedeu-
tung, indem sie als eine Geißel des Lasters durch Verspottung