1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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res Geschlecht, das sich Moses erzogen und gebildet hatte, stand nun an
den Grenzen des verheißenen Landes, das erobert werden sollte.
§. 8. Die Israeliten erobern Palästina.
„Von dem einunddreißigsten bis in den vierunddreißigsten Grad n. B.
— schreibt Johannes von Müller — erstreckt sich das Land Kanaan oder
Palästina, zwischen der Seeküste der Phönizier, der großen arabischen Wüste,
dem Libanon und dem schwarzen Gebirge, welches das peträische Arabien
füllt, wovon Sinai der Mittelpunkt ist, und Hügel ausgehen, die sich den
Armen des Libanon anschließen. Das Land wird von dem Flusse Jordan
durchströmt, welcher, da er den schönen See von Kinereth gebildet, sich traurig
im tobten Meere verliert, welches den Krater eines alten Vulkans oder tiefe
Pechgruben zu füllen scheint. Kanaan ist fruchtbar genug, um ein unge-
mein zahlreiches Volk zu nähren, und Polybius fand Galiläa für die Ver-
pflegung beträchtlicher Heere bequem. Prächtige Städte zierten die Küste,
Balsamgärten und Palmenwäldchen die Gefilde von Jericho; Getreide im
Ueberstusse die weiten Fluren Esdrälons; herrliche Weiden die Berge von
Basan und Sarons Triften; Wein selbst Karmel und Judas Gebirge."
Dies schöne Land sah Moses, 120 Jahre alt, von der Höhe eines
Berges, aber hin kam er nicht. Das hohe Alter hatte seine Kraft gelähmt;
er übergab das Regiment dem tapferen Josua, empfahl dem Volke noch
einmal die Gebote des Herrn und ging auf den Berg Nebo, um zu sterben.
Josua rückte mit dem verjüngten Volke gegen den Jordan vor, wo schon
drei Stämme während Mosis Leben sich gelagert hatten, setzte über den Fluß
und eroberte mit stürmischer Tapferkeit mehre Städte der Kananiter, besiegte
die Völkerschaften, die sich seinem Zuge widersetzten, und theilte das eroberte
Land, wie es Moses geheißen, unter die zwölf Stämme; die Stiftshütte
aber stellte er zu Silo auf, wo der Hohepriester wohnte.
Doch noch immer lagen viele Städte und ganze Landschaften zwischen
den Besitzungen der Israeliten, wo Kananiter wohnten, die theils nicht zu
besiegen waren, theils sich mit den neuen Eingewanderten vertragsweise ab-
gefunden hatten, so sehr auch die Priester gegen solche Verträge eiferten.
Was sie befürchteten, geschah: die Israeliten vermengten sich durch Ehever-
bindungen mit den Kananitern, nahmen deren Götzen und Sitten an, und
der Priesterstaat hatte schon nach Josua's Tode wenig Einheit, denn die
Stämme hingen nur locker an einander, und da kein Fürst im Lande war,
so that ein Jeglicher, was ihm recht dünkte. Nur wenn Gefahr drohte
und Feinde in ihr Gebiet einsielen, vereinigten sich die nächsten Stämme
und wählten einen Richter, d. h. Feldherrn; dann zog auch der Hohepriester
mit der Bundeslade aus, die, um das Kriegsvolk zu begeistern, wie ein
Panier vor dem Heere hergetragen wurde. Solche Richter waren Gideon,
Abimelech, Simson, Eli u. A.; auch Frauen, wie die Debora, ein