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1. Alte Geschichte - S. 52

1848 - Leipzig : Brandstetter
52 Viele Hebräer wurden mit Auszeichnung von den Königen in Babylon und Ninive behandelt; mehre Propheten und andere Israeliten lebten am Hofe und bekleideten selbst hohe Staatsä'mter. Bekannt ist auch die Ge- schichte der Esther, welche sich bis zur Gemahlin des Königs Ahasveros erhob; und die älteren Makkabäer leisteten Großes und Edles. Aus dem Leben des jüdischen Volkes und seiner Schicksale ergibt sich die Bemerkung, daß Gott durch den Geist Israels eine bessere Zeit, ein durch Tugend seli- ges Leben aller Menschen herbeiführen wollte. So tröstete auch Tobias mit Recht seine verzagenden Freunde mit den Worten: „Denn wir sind Kinder der Heiligen und warten auf ein Leben, welches Gott geben wird denen, so im Glauben stark und fest bleiben vor ihm." H. 13. Hebräische Poesie. Merkwürdig ist aber noch das Volk der Hebräer durch seine Poesie, die wir als den Spiegel seiner Schicksale und als das Ergebniß seines Glau- bens und Höffens betrachten können. In Aegypten erbte das Volk die melancholische Anschauung des Lebens, die in der Zeit der Knechtschaft nicht heiterer werden konnte. Auch in der Wüste waren seine Tage noch nicht erfreulicher. Tägliche Gefahren, Noch und Beschwerden aller Art trieben 40 Jahre lang die Hebräer herum, doch lernten sie den Sinn für das Ir- dische allmälig ablegen und Gott den Herrn des Lebens kennen. Auch noch in Kanaan hatten sie viel Arbeit und einen langwierigen Kampf mit den Eingeborenen zu bestehen. Daher rühren auch die Klagetöne in den Psal- men, ja Alles, was Poetisches in ihren Schriften auf uns gekommen ist, scheint von Schmerzen und Drangsalen geboren zu sein. Der bis zur Ver- zweiflung gesteigerte Zorn gegen die Feinde gibt sich in schneidenden Tönen kund, und es wäre unerträglich, solchen Gesängen zuzuhören, wenn nicht mitten unter diesen Mißklängen zerrissener Herzen die tröstende Ergebung in den Willen Jehovah's, des Gottes ihrer Väter, einstimmte. In der Salomonischen Zeit, in der Zeit des Glanzes und der Pracht des jüdischen Volkes, wurde es heiterer in demselben; daher schreitet auch die Poesie aus dieser Zeit majestätisch und triumphirend einher, mit lauter Stimme preiset ste Jehovah, der also herrlich Israel erhoben hat. Doch ertönt das ängst- liche Hilferufen der Propheten wieder in der babylonischen Gefangenschaft; aber auch jetzt erhebt sich die laute Stimme der Vernunft mit der strafen- den Geißel der Reue und dem mahnenden Worte Gottes bußpredigend und den Messias verkündend. Ueberall zeigt sich dabei der Geist und die Poesie der Hebräer in einem entschiedenen Gegensätze zu allem Orientalischen, überall tritt ein angeborener Haß gegen Fürsten eines fremden Glaubens, gegen Götzendiener und Vielweiberei hervor. Wenn man die Büßpredigten des Propheten Jesaias liest, vermeint man die Posaune des jüngsten Gerichts
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