Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Mittlere Geschichte - S. 38

1848 - Leipzig : Brandstetter
38 die mit dem Tode Jesu für immer fallen mußten. Die Aeltesten und Weisesten unter den Christen führten die Aufsicht über die Gemeinde, wo-- mit auch das Lehramt verbunden war. Doch lag ihnen ursprünglich das Lehrgeschäft keineswegs als eigentliches Amt ob, denn man betrachtete die Fähigkeit, in den Versammlungen durch Lehre und Ermahnung zu erbauen, für ein Gnadengeschenk des heiligen Geistes, das jedem Christen ohne Unter- schied des Standes zu Theil werden konnte und sich auch auf verschiedene Weise, bald als Prophetie, bald als Lehre, äußerte. Sie hießen Aufseher oder griechisch Episkopi (daher das deutsche Wort Bischöfe), Aelteste oder Presbyter (daher das deutsche Wort Priester), Pastoren oder Hirten, Papä oder Väter, Diaconen und Diaconissinnen, die den Kirchendienst besorgten, den Abwesenden daß Liebesmahl brachten, Kranke pflegten u. dgl. m., Katecheten, welche die jungen Christen und auch Neubekehrte vor der Taufe im Worte Gottes unterrichteten; denn die Kindertaufe ist erst in späteren Zeiten aufgekommen. Dazu kamen besonders seit dem dritten Jahrhunderte noch Exorcisten, Leser u. m. A. Mlle diese Kirchenbeamten wurden wohl von der Gemeinde hochgeachtet, hatten aber keinen besonderen Vorrang vor den Uebrigen, obgleich Einzele von ihnen in manchen Gemeinden auch schon ein persönliches Uebergewicht erhielten. Sie bezogen auch keinen Ge- halt, sondern nährten sich wie Andere von ihrer Hände Arbeit oder irgend einem anderen Erwerbszweige; man ahmte auch hierin dem Beispiele der Apostel nach. Nach und nach, als die Gemeinden größer wurden, erhielten auch diese Männer, die das geistliche Wohl der Brüder zu besorgen hatten, besonders in Hauptstädten ein größeres Ansehen. Indem man aber die mo- saische Verfassung des Priesterthums gern als ein Vorbild der christlichen Kirche betrachtete, verglich man auch die christlichen Kirchenbeamten mit der mosaischen Priesterschaft und nannte sie nach derselben. So bezeichnete man nur im zweiten Jahrhunderte ihre Gesammtheit als eine Gott zuge- hörige Schaar (I. Petr. 5, 3) mit dem Namen Clerus (nach dem grie- chischen Worte Kleros) und betrachtete sie als einen eigenen, von den ge- wöhnlichen Christen, den Laien (vom griech. Worte Laos, das Volk), abgesonderten Stand; doch wurde dabei die Idee des allgemeinen christlichen Priesterthums immer festgehalten. Bestanden auch die Gemeinden unab- hängig von einander, so schwangen sich doch einzele, bald wegen ihres apostolischen Ursprunges, bald wegen der Wichtigkeit der Stadt, in der sie lebten, bald weil sie Muttergemeinden waren, über andere empor und die Bischöfe erhielten ein höheres Ansehen. Solche Umstände führten auch dazu, daß man nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts anfing, der Stadt und dem Bischöfe von Nom ein höheres Ansehen vor den Bischöfen und Gemeinden anderer Städte zuzutheilen, doch wurde es von diesen gar oft als unzulässig sehr nachdrücklich zurückgewiesen. Das Ansehen der Bischöfe mußte aber überhaupt steigen, als man Synoden oder Kirchen Ver- sammlungen einzuführen begann; diese wurden aber erst seit dem dritten
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer