1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Christenthum der Franken sahen sie für eine Beschränkung deutscher Frei-
heit an und mochten es nicht dulden, daß diese herrschsüchtigen' Nachbarn
die Marken bis in das sächsische Gebiet hinein ausdehnten. Hierüber
wurden von jeher Fehden zwischen den Sachsen und Franken geführt,
wobei die an den Grenzen erbauten Kirchen und Klöster den Verheerungen
am meisten ausgesetzt waren. Da beschloß König Karl, die Unterwerfung
des sächsischen Volkes mit aller Gewalt durchzusetzen und zugleich das
Christenthum, welches ihm nicht weniger als seine Herrschaft am Herzen
lag, unter ihm zu verbreiten. Auf einem Reichstage zu Worms wurde
der Krieg gegen die Sachsen beschlossen, und gleich im ersten Feldzuge
zerstörte er die sächsische Feste Eresburg, zertrümmerte er die große Jrmen-
säule, ein kolossales Götterbild, das im Lande an der Weser stand, und
zwang viele tausend Sachsen zur Taufe. Der Herzog Wittekind entkam
jedoch nach Dänemark und kehrte immer wieder zurück, sobald die Franken
das Land verließen. Vergebens suchte Karl diesen Fürsten durch gute
Worte und Geschenke zu gewinnen, vergebens hielt er zu Paderborn einen
Landtag, auf welchem er die edelsten Sachsen versammelte, ihnen den völ-
ligen Besitz aller Rechte und Freiheiten zusicherte und nur die Bekehrung
zum Christenthume und den Lehnseid forderte. Doch das herrische Wesen
Karl's und seiner Vasallen, die Kirchen und Klöster, die in ihrem Lande
erbaut wurden, und die Bischöfe, denen sie den Zehent von allen Früchten
geben sollten, ärgerte sie, und immer waren sie bereit, wenn Wittekind
zum Heerbanne rief, die Bischofsitze und Klöster zu zerstören, die Burgen
der Franken niederzureißen, die Besatzungen und Geistlichen zu erschlagen.
Als einst das ganze Volk der Sachsen, welches Karl nach einem aber-
maligen Friedensschlüsse schon ganz unterworfen wähnte, über die Franken
herfiel und viele Tausende derselben erschlug, ergrimmte Karl, zog mit
einem gewaltigen Kriegsheere nach Sachsen, bezwang das trotzige Volk in
einer großen Schlacht und ließ über U>00 Kriegsgefangene grausam hin-
richten. So glaubte .er durch Schrecken den langen Krieg endlich beendigt
zu haben. Doch auch dieses Blutbad hatte die gehoffte Wirkung nicht,
sondern die Gemüther nur noch mehr erbittert. Erst als auch Wittekind
sich taufen ließ, zu Aachen den König Karl, dessen hohe Tugenden und
Weisheit kennen lernte und sich diesem als Lehnsmann freiwillig unterwarf,
wurde das Volk der Sachsen mit den Franken vereinigt und das Reich
bis an die Weser und Eider ausgedehnt. Noch weiter und größer wurde
es durch die Besiegung des Dänenkönigs Gottfried, der Slaven und
Avaren. Erster wurde über die Eider zurückgedrängt und dieser Fluß
ist bis auf den heutigen Tag die Grenze zwischen Deutschland und Dä-
nemark, zwischen hochdeutscher und dänischer Mundart. Als dann Thas-
silo, Herzog der Baiern, sich empörte und die Slaven und Avaren zu
Hilfe rief, zwang Karl ihn zur Unterwerfung, besiegte die Czechen und die
Milzen in Böhmen und Brandenburg, machte ihre Herzoge lehnspflichtig,