1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Nun entstanden in Britannien und im benachbarten Irland allmälig viele
Klöster mit großen und prächtigen Kirchen. Die Mönche aber waren auf
diesen Inseln viel eifriger, mäßiger und den Wissenschaften ergebener, als
in den warmen Ländern, wo das sinnliche Leben der Weltmenschen auch in
den Klöstern heimisch geworden war. Diese angelsächsischen und irischen
Mönche suchten sich nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Kenntnisse
zu erwerben; weil großer Mangel an Büchern war, holten sie sich Hand-
schriften römischer und griechischer Classiker aus Italien und schrieben sie
mit unermüdlichem Fleiße ab. So kam es, daß, während um diese Zeit im
ganzen Abendlande, ja selbst in Rom Unwissenheit und Mangel an Ge-
lehrsamkeit herrschte, in Britannien die Schulen und Wissenschaften eine
Pflege fanden. Ja England besaß damals den gelehrtesten Mann des
Abendlandes in dem ehrwürdigen Beda, der als Mönch in dem Kloster
des Petrus und Paulus in Jarrow lebte (ch 735), selbst im hohen Alter
und schon erblindet nicht aufhörte zu lehren und zu predigen, und dessen
lateinische Werke wir noch heute mit Bewunderung lesen. Aus dem bri-
tischen Reiche kamen auch die meisten Heidenbekehrer nach Gallien und
Deutschland. Wir nennen deren nur einige: Columbanus, Gallus,
Kilian, Willebrord, welche alle in Deutschland, Helvetien, und letzter
im Lande der Friesen das Wort Gottes verbreiteten. Der thätigste aber
war der angelsächsische Mönch Winfried aus Wessex, welcher vom I.
680—755 lebte und mit Recht der Apostel der Deutschen genannt wird.
Er besaß jene Frömmigkeit in hohem Grade, welche in damaliger Weise
auf kirchliche Aeußerlichkeiten einen hohen Werth legte und vornehmlich
auch durch eine völlige Unterwerfung unter den Papst, so wie durch das
Streben sich kund gab, diese Unterwerfung möglichst zu verbreiten. Früh-
zeitig verließ er seine Heimath, kam herüber nach Frankreich und Friesland,
und reiste dann nach Rom, wo ihm Papst Gregor Ii. die Bekehrung der
heidnischen Völker in Deutschland förmlich auftrug. Er zog nach Hessen
und Thüringen, taufte viel Volk und bildete die gelehrigen Jünglinge zu
Mönchen, für die er an mehren Orten Klöster anlegte, durch welche dann
Bildung im Allgemeinen und insbesondere das Christenthum verbreitet
wurde. Als solche Pflanzschulen gründete er namentlich für Thüringen
Klöster in Ohrdruf, für Hessen in Fritzlar, Amöneburg und Fulda; letztes
wurde am berühmtesten. Rings um die Klöster, die er stiftete, siedelten
sich gewöhnlich viele Neubekehrte an, bauten sich Hütten und bearbeiteten
nach dem Beispiele der Mönche das angrenzende Feld, so daß in kurzer
Zeit um jedes Kloster ein Dorf entstand, woraus in späteren Zeiten oft
eine Stadt wurde. Gregor ll. hatte große Freude an diesen Bekehrungen,
rief den frommen Winfried nach Rom, gab ihm den Namen Bonifacius
(der Gutthätige), weihte ihn zum Bischöfe und ließ ihn am Grabe des
Apostel Petrus schwören, „auf keine Weise von der römischkatholischen
Kirche abzuweichen." Darauf begab sich Winfried, der nun Bonifacius
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