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1. Mittlere Geschichte - S. 113

1848 - Leipzig : Brandstetter
113 Nun entstanden in Britannien und im benachbarten Irland allmälig viele Klöster mit großen und prächtigen Kirchen. Die Mönche aber waren auf diesen Inseln viel eifriger, mäßiger und den Wissenschaften ergebener, als in den warmen Ländern, wo das sinnliche Leben der Weltmenschen auch in den Klöstern heimisch geworden war. Diese angelsächsischen und irischen Mönche suchten sich nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Kenntnisse zu erwerben; weil großer Mangel an Büchern war, holten sie sich Hand- schriften römischer und griechischer Classiker aus Italien und schrieben sie mit unermüdlichem Fleiße ab. So kam es, daß, während um diese Zeit im ganzen Abendlande, ja selbst in Rom Unwissenheit und Mangel an Ge- lehrsamkeit herrschte, in Britannien die Schulen und Wissenschaften eine Pflege fanden. Ja England besaß damals den gelehrtesten Mann des Abendlandes in dem ehrwürdigen Beda, der als Mönch in dem Kloster des Petrus und Paulus in Jarrow lebte (ch 735), selbst im hohen Alter und schon erblindet nicht aufhörte zu lehren und zu predigen, und dessen lateinische Werke wir noch heute mit Bewunderung lesen. Aus dem bri- tischen Reiche kamen auch die meisten Heidenbekehrer nach Gallien und Deutschland. Wir nennen deren nur einige: Columbanus, Gallus, Kilian, Willebrord, welche alle in Deutschland, Helvetien, und letzter im Lande der Friesen das Wort Gottes verbreiteten. Der thätigste aber war der angelsächsische Mönch Winfried aus Wessex, welcher vom I. 680—755 lebte und mit Recht der Apostel der Deutschen genannt wird. Er besaß jene Frömmigkeit in hohem Grade, welche in damaliger Weise auf kirchliche Aeußerlichkeiten einen hohen Werth legte und vornehmlich auch durch eine völlige Unterwerfung unter den Papst, so wie durch das Streben sich kund gab, diese Unterwerfung möglichst zu verbreiten. Früh- zeitig verließ er seine Heimath, kam herüber nach Frankreich und Friesland, und reiste dann nach Rom, wo ihm Papst Gregor Ii. die Bekehrung der heidnischen Völker in Deutschland förmlich auftrug. Er zog nach Hessen und Thüringen, taufte viel Volk und bildete die gelehrigen Jünglinge zu Mönchen, für die er an mehren Orten Klöster anlegte, durch welche dann Bildung im Allgemeinen und insbesondere das Christenthum verbreitet wurde. Als solche Pflanzschulen gründete er namentlich für Thüringen Klöster in Ohrdruf, für Hessen in Fritzlar, Amöneburg und Fulda; letztes wurde am berühmtesten. Rings um die Klöster, die er stiftete, siedelten sich gewöhnlich viele Neubekehrte an, bauten sich Hütten und bearbeiteten nach dem Beispiele der Mönche das angrenzende Feld, so daß in kurzer Zeit um jedes Kloster ein Dorf entstand, woraus in späteren Zeiten oft eine Stadt wurde. Gregor ll. hatte große Freude an diesen Bekehrungen, rief den frommen Winfried nach Rom, gab ihm den Namen Bonifacius (der Gutthätige), weihte ihn zum Bischöfe und ließ ihn am Grabe des Apostel Petrus schwören, „auf keine Weise von der römischkatholischen Kirche abzuweichen." Darauf begab sich Winfried, der nun Bonifacius Weltgeschichte. Ii. 8
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