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1. Mittlere Geschichte - S. 201

1848 - Leipzig : Brandstetter
201 einer damals noch sehr großen und prächtigen Stadt, welche in den Händen der Türken war. Die Belagerung dieser Stadt dauerte acht Monate; Tausende und abermal Tausende von Christen fanden während derselben ihr Grab, Hungersnoth und Verzweiflung wüthete in dem Lager, die Un- einigkeit der Anführer vermehrte das Uebel und nur der feste Wille und die Uneigennützigkeit des edlen Herzoges Gottfried von Bouillon hielt noch das ganze Heer zusammen. Antiochia wurde mit Sturm genommen und die unermeßliche Beute gab den Kreuzsoldaten frischen Muth; die Stadt selbst mit dem umliegenden Gebiete behielt Herzog Bohemund als Eigen- thum. Endlich (im I. >099) kamen die Kreuzfahrer auf eine Höhe, von der aus ste die Stadt Jerusalem vor sich liegen sahen. Die Freude des Kriegsvolkes war unbeschreiblich; nur mit Mühe konnte es zurückgehalten werden, in das Thal hinabzustürzen und die feste Stadt sogleich zu beken- nen. Die Anführer sahen recht gut ein, daß sie nicht im ersten Anlaufe genommen werden könne. Sie bezogen ein Lager, um die Stadt wo mög- lich von allen Seiten einzuschließen und ließen Belagerungsmaschinen, be- sonders hölzerne Thürme, die man auf Walzen bis dicht an die Stadt bringen konnte und von denen man auf die Mauern und Wälle selbst ge- langte, errichten. Leider aber fehlte es an Holz, welches man aus einem viele Meilen weit entlegenen Walde holen mußte. Außerdem war der Wassermangel in der ganzen Gegend während der brennendsten Hitze des Sommers höchst drückend für die Belagerer, denn die Türken hatten die meisten Quellen und Brunnen verschüttet, wo aber noch Wasser war, lauerten die Feinde in Gebüschen und Höhen und jeder Trunk Wassers mußte mit Blut erkauft werden. Aber auch die Christen selbst wütheten gegen einander, wenn sie irgendwo Wasser fanden, weil jeder zuerst trinken wollte, so daß gewöhnlich das Wasser, ehe es genossen wurde, sich mit Blut färbte. Bald trat auch Mangel an Brod und anderer Nahrung ein; viele Kreuzfahrer verließen daher das Lager und eilten in die benach- barte Seestadt Joppe, wo sie sich einschifften und in ihr Vaterland zurück- fuhren. Zum Glücke kamen, als eben die Verzweiflung aufs Höchste ge- stiegen war, genuesische Schiffe im Hafen von Joppe an, welche Lebens- rnittel in Menge mitbrachten und in's Lager der Belagerer auf Kameelen führten. Indessen waren auch die hölzernen Thürme nebst vielen Stein- wurfmaschinen und Mauerbrechern fertig, und Herzog Gottfried gab nun den Befehl zum Sturme. Mit außerordentlicher Tapferkeit und Kühnheit vertheidigten sich die Türken; sie warfen Feuer und Steine auf die Ma- schinen, und der erste Tag verging, ohne daß mehr geschah, als daß die äußerste Mauer eingestürzt wurde. Am folgenden Tage erneuerte Herzog Gottfried den Angriff; überall war er kämpfend, ermunternd und helfend voran, doch ohne wesentliche Vortheile zu erlangen. Da erschien auf dem Oelberge ein Ritter, welcher seinen blitzenden Schild schwenkte und so das Zeichen gab, den Kampf fortzusetzen. Herzog Gottfried trat wieder an die
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