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1. Mittlere Geschichte - S. 259

1848 - Leipzig : Brandstetter
259 Gefahr; schon verzagte das Schiffsvolk, als es den Landvogt darauf auf- merksam machte, daß Teil wohl allein noch helfen könnte. Jetzt ließ Geßler dem Gefangenen die Fesseln abnehmen und befehlen, das Fahrzeug zu lenken. Tell ergriff das Steuer und führte mit geschickter Hand das Schiff nach dem Ufer und an den Felsen hin. Wo aber am Axenberg, dessen kahle Wand aus den Fluchen emporsteigt, eine nackte Felsenplatte einige Schritte weit in den See hineinragt, da ersah Tell den Augenblick, ergriff seine Waffen und sprang auf die Platte; das Schiff schleuderte er mit dem Fuße in die stürmende Fluth zurück und entkam über den Berg in das Land Schwyz. Doch auch der Vogt erreichte später das Ufer und zog durch die hohle Gasse nach Küßnach. Hier lauerte Tell im Gebüsche auf ihn und schoß ihm einen Pfeil durch's Herz. Niemand verfolgte ihn, denn alle Welt sagte: „Gott habe gerichtet!" Die Verbündeten tadelten Anfangs die blutige That; als aber das Land später befreit war, hielte» die Einwohner alljährlich Wallfahrten nach der Felsenplatte, wo Tell das Schiff zurückgeschleudert hatte, und sie heißt die Tellenplatte bis auf diesen Tag. Das geschah ohne Einverständniß und Verabredung; was aber auf dem Rütli beschlossen ward, vollzogen die Eidgenossen am Neujahrstage 1308, indeß darf doch hier nicht unbemerkt bleiben, daß nach neueren hi- storischen Forschungen die Person des Tell eine mythische Person ist, die auch in der alten nordischen Geschichte vorkommt. Soviel Wahrheit wird aber mit Recht immer auch der Sage von einem Tell in der Schweiz bei- gelegt, daß sich die Schweizer durch eine blutige That von der unerträgli- chen Tyrannei ihrer Bedrücker frei machten. Die Burgen der Landvögte wurden von den Schweizern ohne Blutvergießen genommen, auch Landen- berg, der entfliehen wollte, kam in ihre Gewalt, doch thaten sie ihm kein Leid an, sondern ließen ihn, nachdem er geschworen hatte, nie wieder in die Waldstädte zu kommen, zu dem Kaiser zieheu. Durch ganz Unterwalden flammten die Feuer auf vou Alpe zu Alpe, um das Volk zur Freiheit aufzurufen, und in wenigen Tagen war in den Waldstädten kein kaiserlicher Söldner mehr zu finden. Als der Kaiser Albrecht von diesen Vorgängen hörte, ward er zornig, sammelte ein Heer und zog nach der Schweiz. Mit ihm ging seines Bru- ders Sohn Johann von Schwaben, dem er das väterliche Erbe vorent- hielt, um mit demselben seine eigenen Söhne Friedrich und Leopold zu belehnen. Johann war ein wilder und leidenschaftlicher Jüngling, mit der» sich die Ritter Eschen dach, von Palm, von Wart und von Te- gernfeld verschworen hatten, den Kaiser zu ermorden. Als Albrecht mit diesen Männern allein auf einer Fähre über' die^Reuß fuhr, sielen die Verschworenen über ihn her und ermordeten ihn. Der Kaiser verschied in den Armen eines alten Weibes, das am nahen Wege saß; die Mörder verschwan- den, nur Rudolf von Wart, der bei dem Morde nicht Hand angelegt, 17*
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