Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Mittlere Geschichte - S. 262

1848 - Leipzig : Brandstetter
262 Ludwig der 53 ai er und Friedrich der Schöne von Oestreich, einst Jugendfreunde, Beide edel, tapfer und der Krone werth. Erster be- hauptete sich, obwohl er vom Papste Johann Xxii. excommunicirt worden war, und siegte in der Schlacht bei Mühldorf, wo auch Friedrich von Oestreich in seine Hände siel. Zu diesem Siege trug der tapfere und die- derherzige Feldhauptmann Ludwig'ß, Siegfried Schwcppermann, das Meiste bei. Dieß erkannte auch Ludwig mit seinem ganzen Heere an. Als er mit seinem Gefolge müde und hungerig nach der Schlacht in einer Herberge nichts als einige Eier vorfand, vertheilte er den Vorrath mit den Worten: „Jedem Manne ein Ei, dem Schweppermann zwei." Beide Fürsten schlossen einen Vertrag zu Traußnitz, kraft dessen Friedrich der Krone entsagte und die Freiheit wieder erhielt, aber auch versprach, in die Haft wieder zurückzukehren, falls seine Freunde den Krieg von Neuem an- fangen sollten. Als dieß wirklich geschah, kehrte auch Friedrich in die Ge- fangenschaft zurück. Ludwig war über diese Redlichkeit so gerührt, daß er Friedrich umarmte, küßte, mit ihm fortan an einem Tische aß, in einem Bette schlief, arglos wie bei einem Bruder, ja die Regierung mit ihm theilte und, wenn er zu Felde zog, Weib, Kind und sein Land Baiern ihm zur Vertheidigung übergab *). Ludwig unternahm auch, um den Papst Johann Xxii. zu züchtigen, einen Römcrzug und wählte einen Gegenpapst Nico laus V. Er hatte bis an sein Ende mit den Päpsten und seinen Gegnern zu kämpfen, ging jedoch siegreich aus dem Kampfe hervor. Um sein Haus zu vergrößern, brachte er Brandenburg, die Niederlande und Tyrol an sich, hatte aber deshalb viele Händel und es kam selbst soweit, daß er im I. 1346 von den deutschen Fürsten abgesetzt wurde. Er behauptete sich jedoch bis an seinen Tod (1347), obwohl König Johann's von Böhmen Sohn, Karl Iv., zum Könige gewählt war. Karl Iv. (1349—1378), ein Enkel Heinrichs Vii., in Frankreich erzogen und gebildet, ein Freund der Kunst und Wissenschaft, hatte anfangs mit Gegcnkönigcn zu kämpfen, unter denen Graf Günther von Schwarzburg der merkwürdigste war. Es glückte ihm, sich zu behaup- ten und dann unangefochten im Besitze der Krone zu regieren. Er stellte den Landfrieden wieder her, ließ sich die Vergrößerung seines Hauses an- gelegen sein, zog nach Roin, dämpfte dort die Unruhen, die der kühne Volkstribun Nico laus R ien z i erregt hatte, verkaufte aber die meisten kaiserlichen Rechte an die lombardischen Städte, deren Unabhängigkeit und Macht von nun an immer höher stieg. Für Böhmen sorgte Karl unge- mein; nach dem Muster der Pariser Hochschule stiftete er eine solche zu Prag, *) Trefflich hat uhland dieses denkwürdige Beispiel deutscher Treue und Redlichkeit in seinem Schauspiele: „Ludwig der Baier" Berl. 1819. dargestellt. S. auch Schiller's Gedicht: „Deutsche Treue."
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer