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1. Neuere Geschichte - S. 25

1848 - Leipzig : Brandstetter
25 nennen, ist doch die Lehre nicht mein. Ich bitte daher, man wolle meines Namens schweigen, und nicht sich lutherisch, sondern Christen nennen. Laßt uns tilgen die parteischen Namen! laßt uns Christen heißen, deß Lehre wir haben! ich bin und will Keines Meister sein." Eben so äußerte Melanchthon: „Wir haben den Verein der katholischen christlichen Kirche von Herzen lieb, und tadeln mehr nicht, als etliche Miß- bräuche des Gegentheils. Wir sind also von der katholischen christlichen Kirche nicht abgewichen, sondern haben allein die Mißbräuche fahren lassen, und sind vielmehr aus ihrer Mitte gestoßen worden durch gewaltsame Be- fehle, Bann und neue Verbitterung." Darauf trat Luther öffentlich aus dem Mönchsorden und vertauschte die Augustiner-Kutte mit einem schwarzen Kleide, wie man es damals am Hofe trug, und wozu ihm der Kurfürst das Tuch geschenkt hatte. Auch seine bisherigen Ordensbrüder in Wittenberg verließen das Kloster, und wurden theils Landpfarrer, theils Schulmeister; das Kloster in Wittenberg selbst übergab Luther feierlich dem Landesherren, mit der Bitte, es zu einem anderen gottesdienstlichen Zwecke zu verwenden. Gleiches geschah auch mit den übrigen Mönchs- und Nonnenklöstern, aus welchen die meisten Mitglieder freiwillig noch vor Aufhebung derselben in's bürgerliche Leben zurücktraten. Hier und da fand indeß die Aufhebung der Klöster auch Widerspruch, nament- lich weigerte sich die Aebtissin des Klosters Nimptsch (Nimbschen), ihr Klo- ster zu öffnen und die Nonnen zu entlassen, und weil weder Luther noch der Kurfürst irgend einen Zwang zulassen wollten, mußten die Nonnen, welche größtentheils schon entschlossen waren, auszutreten, sich schriftlich an ihre Verwandten wenden, um befreit zu werden. Ein junger Bürger aus Torgau, dessen Schwester unter diesen Nonnen war, kam verabredeter Weise in finsterer Nacht mit einem Wagen an die Hinterpforte des Klosters, und empfing neun Nonnen, welche auf ein gegebenes Zeichen herauskamen, und packte sie, da er durch die Länder des Herzoges Georg von Sachsen reisen mußte, in Tonnen. Mit dieser Ladung kam er nach Wittenberg und übergab dort die Nonnen dem Doctor Luther, weil er hoffen konnte, daß dieser sie in Schutz nehmen werde. Luther vertheilte die Fräulein in die achtbarsten Familien seiner Freunde, zu denen z. B. der damalige Bürger- meister Philipp Neichenbach gehörte, und verheirathete alle bis auf Katharina von Bora, welche einen Antrag zur Verehelichung mit dem Prediger Caspar Gl atz von sich wies. Luther beschloß darauf, sie zur Gattin zu wählen und führte den Beschluß mit ausdrücklicher Genehmigung seines noch lebenden Vaters rasch aus. Die Vermählung wurde darauf auf's Fröhlichste vollzogen (Iü. Juni 1525) und Luther, der schon früher seinen Augustiner-Brüdern die Ehe angerathen hatte, zeigte durch seine Verheirathung thatsächlich, wie sehr er von der Nichtigkeit der Klostergelübdc, insbesondere von der Nichtigkeit des Gebotes der Ehelosigkeit, die er schon längst aus der heil. Schrift nachgewiesen hatte, überzeugt war. Wie er
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