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1. Neuere Geschichte - S. 36

1848 - Leipzig : Brandstetter
36 wußten es zu verhindern. Die protestirenden Fürsten und Städte fertigten darauf eine Gesandtschaft an den Kaiser ab, um ihm die Gründe vorzu- legen, welche sie zu dem gethanen Schritte gezwungen hatten und ihn um Schutz für ihre Rechte aufzurufen. Diese Gesandtschaft fand eine höchst ungünstige Aufnahme, ja Karl ließ sie sogar verhaften, denn schon hatte er mit dem Papste den Vertrag zu Bare ello na, und mit dem Könige Franz den Frieden von Cambray abgeschlossen, wobei die Unterdrückung der evangelischen Lehre und Partei, selbst mit Anwendung der Gewalt, als ein Hauptpunkt festgestellt war. Die Nachricht hiervon gab den evangeli- schen Fürsten die Ueberzeugung, daß sie das Schlimmste zu erwarten hätten, wenn der Kaiser nach Deutschland kommen würde. Ein vorzügliches Mittel zur Abwendung drohender Gefahren schien der Abschluß eines Bündnisses aller evangelischen Fürsten und Stande zu sein, und der Landgraf, der schon in Spei er mit dem Kurfürsten Johann, sowie mit den Städten Nürnberg, Straßburg und Ulm einen Bund zu gegenseitiger Verthei- digung angeregt und abgeschlossen hatte, war auch jetzt für die Bundessache ungemein thätig. Es kam ihm besonders darauf an, auch die Bekenner der schweizerischen Reformation in den Bund aufzunehmen, aber Luther's Be- fangenheit trat ihm entgegen, denn dieser meinte, daß eine Verbindung mit den Anhängern Zwingli's,— die Luther, wegen ihrer freieren Auslegung der Einsetzungsworte im heil. Abendmahle, mit dem Namen „Sacramen- lirer" belegte, — dem reinen evangelischen Glauben gefährlich sei, über- dieß besorgte er den Ausbruch eines Krieges gegen den Kaiser, einen Krieg aber wollte er von der Religionssache durchaus fern gehalten wissen. Ver- gebens bemühte sich der Landgraf ein Einversiändniß zwischen Luther und Zwingli herbeizuführen; seine Bemühung gedieh nicht weiter, als daß Luther !4 Artikel aufsetzte, die man als gegenseitig verglichen ansehen sollte, — aber schon damals gab es auch Eiferer, die noch evangelischer als Luther selbst sein wollten, so daß Luther mit anderen ihm beistimmenden Theologen die Artikel sogar überarbeiten mußte. Sie wurden zu 17 Ar- tikeln erweitert, auf dem Convente zu Schwabach übergeben (October 1529) und heißen „die Schwabacher Artikel." Von der Annahme derselben wurde die Aufnahme der schweizerischen Reformirten in einen evan- gelischen Bund abhängig gemacht. Dieser gedieh jetzt selbst nicht weiter, ja er konnte nicht einmal unter lutherisch-gesinnten Fürsten auf dem darauf abgehaltenen Convente zu Schmalkalden (Decbr. 1529) zum Abschlüsse gebracht werden. Hieran waren abermals vornehmlich die Wittenberger Theologen Schuld, denen der Gedanke an einen Krieg schrecklich war und deshalb riechen, die Sache Gott zu befehlen, dem Kaiser aber das Land zu öffnen. Der Kaiser hatte sich eben in Bologna vom Papste krönen lassen und mit ihm die Verabredung getroffen, nach Deutschland zurückzukehren, um nlit Güte oder Gewalt, wie es die Umstände erfordern möchten, die
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