1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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ein, besiegte den östreichischen Statthalter in offener Schlacht und nahm
(im I. 1534) von seinem Erblande wieder Besitz. König Ferdinand
wollte in der schwierigen Zeit die protestantischen Fürsten, die Ulrich's
Sache zur ihrigen machen konnten, nicht reizen, und schloß noch in dem-
selben Jahre den Vertrag zu Ca den in Böhmen, kraft dessen Her-
zog Ulrich Würtemberg, jedoch als Afterlehn Oestreichs (so daß er
unmittelbar von Oestreich abhing) besitzen sollte. Ulrich regierte von nun
an weise und gerecht, und führte die Reformation in Würtemberg ein*).
Eben so eigenmächtig, wie die Vertreibung des Herzoges Ulrich ge-
wesen war, war auch die Vertreibung des Herzoges Heinrich von Braun-
schweig im I. 1542. Dieser Fürst, ein höchst leidenschaftlicher Herr, ver-
folgte mit einer außerordentlichen Erbitterung das Lutherthum und gab in
seinem Lebenswandel aller Welt großes Aergerniß. Es kam zuerst zwischen
ihm und dem Kurfürsten Johann Friedrich (der seinem Vater Johann
deni Beständigen im I. 1532 nachgefolgt war) zu einem öffentlichen Schrift-
wechsel, in welchem es nicht an Schmähungen fehlte. Als er unter Anderen
an den Kurfürsten schrieb: „Luther gebrauche ihn nur zum Hanswurst,"
ergriff auch Luther die Feder und schrieb das bekannte Buch: „Wider
Hans Worst," welches eben so heftig wie des Gegners Schriften ist
und nur durch die Zeit entschuldigt werden kann, in der es geschrieben
wurde. Weil nun Herzog Heinrich die freien Reichsstädte Goslar und
Braun schweig dafür, daß sie dem Schmalkaldischen Bunde beigetreten
waren, hart bedrängte, und weder auf die Abmahnungen des Kammerge-
richtes, noch auf König Ferdinand hörte, fiel der Schmalkaldische Bund
im I. 1542 mit 19,000 Mann in die Braunschweigischen Lande ein,
jagte den Herzog in die Flucht und behielt sein Land trotz aller Abmahnung
des Kammergerichtes in Besitz. Herzog Heinrich eroberte sich zwar drei
Jahre darauf mit Soldaten, die er für König Franz I. geworben hatte,
sein Land wieder, wurde aber von dem Landgrafen Philipp und dem
Kurfürsten von Sachsen bei Nordheim umzingelt, und mußte sich, da
er kein Treffen wagen wollte, gefangen geben, worauf ihn der Landgraf
auf die Festung Ziegenhain unter strengen Gewahrsam setzte. Kaiser-
Karl V. ließ dieß Alles geschehen, und verlangte blos, daß dem Herzoae
eine ritterliche Haft gegeben würde.
Während Kaiser Karl seine großen Pläne scheitern sah, drängte ihn
der Past mit den deutschen Bischöfen und katholischen Reichsfürsten, der
um sich greifenden Reformation ein Ziel zu setzen. Papst Clemens Vii.
war gestorben (25. Septb. 1531) und diesem Paul Iii. gefolgt, — ein
Kirchenfürst, der ganz wie seine Vorgänger der vielfach vom Kaiser ange-
*) Lesenswerth ist Lichtenstein, Romantische Sage aus der würtembergischen
Geschichte, von Hauff. Stuttgart !826. 3 Bde.