1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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cm demselben Tage, an welchem er in Wittenberg als Sieger einzvg,
wurde sein alter Nebenbuhler, König Franz I. von Frankreich, in die Gruft
getragen. Der Landgraf Philipp von Hessen sah sich von allen Seiten
verlassen; aus das Zureden des Herzoges Moritz, seines Schwiegersohnes
und des Kurfürsten von Brandenburg, die eine Versicherung der
kaiserlichen Gnade für ihn erhalten hatten, ergab er sich zu Halle, doch so,
daß ihm die persönliche Freiheit in keiner Weise geschmälert sein sollte. Der
Kaiser verzieh ihm, war aber unredlich genug, eine Fälschung seiner Näthe
gut zu heißen und den Landgrafen in Haft zu behalten. Vergebens berief
sich Herzog Moritz auf das kaiserliche Versprechen; dießmal war er un-
erbittlich. Doch nicht lange sollte sich der Kaiser seines Sieges erfreuen,
denn er zerfiel jetzt wieder mit dem Papste Paul Ui. Dieser verlegte
das Concil von Trient nach Bologna (März 15 47 ) und zog seine
Truppen aus Deutschland zurück. Karl war hierüber sehr erbittert und
veranstaltete darauf einen neuen Reichstag zu Augsburg (Jan. 1548),
um über die Mittel zu berathschlagen, durch welche der Religionssireit in
Deutschland auch ohne ein Concil beigelegt werden könnte. Der Reichstag
stellte es in des Kaisers Ermessen, die nöthigen Mittel zu ergreifen, um
„bis zur amtlichen Erörterung des gemeinen Concils die Religionssachc
christlich anzustellen," und den Frieden nicht weiter zu gefährden. Auf
seinen Befehl wurde daher durch katholische und protestantische Theologen
das sogenannte Interim (d. h. die Erklärung, wie er es bis zur endlichen
Entscheidung des Conciliums mit der Religion gehalten wissen wollte)
verfaßt und überall als kaiserliche Anordnung bekannt gemacht. Dieses
Interim erregte große Bewegungen in ganz Deutschland; besonders heftig
erklärten sich mehre Reichsstädte dagegen, weßhalb endlich gegen sie die
Reichsacht ausgesprochen wurde. Mochte nun der Uebermuth der Spanier
und die schmachvolle Behandlung deutscher Fürsten durch den Kaiser den
Kurfürsten Moritz aufgereizt, oder mochte er schon länger den Entschluß
gefaßt haben, dem Kaiser gegenüber zu treten, — genug er begann von
Karl sich abzuwenden und ließ auch das Interim in seinem Lande nicht
einführen. Der Kaiser hatte freilich Ursache, ihn zu schonen und ließ ihm
diesen Widerspruch hingehen, ja er trug ihm selbst auf, die widerspenstige
Stadt Magdeburg zu belagern.
Während dieser Bewegungen starb Papst Paul Iii. (1549). Sein
Nachfolger Julius Iii. ging wenigstens insofern auf den Willen des
Kaisers ein, daß er das Concil in Trient wieder eröffnete (1551),
er forderte aber nachdrücklich die Betheiligung der evangelischen Fürsten an
dem Concile. Diese erhoben darauf sehr begründete Einwendungen und
neue Gefahren ernster Art schienen wieder für Deutschland einzutreten, als
Kurfürst Moritz auftrat, um sie zu zerstreuen. Die Belagerung Magde-
burgs hatte er schon absichtlich in die Länge gezogen, jetzt wollte er sich
vor der Welt seiner zweideutigen Handlungsweise wegen reinigen, die