1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Dieß geschah auch im I. 1501 unter König Johann's von Dänemark-
Regierung; damals verwaltete der staatskluge Sten Sture, aus altem
königlichem Geschlechte, das Land weise und gerecht. Johann's Sohn,
Christian Ii., kam aber im I. 15 l 9 mit einer Flotte vor Stockholm.
Da er mit Gewalt nichts ausrichten konnte, versuchte er Unterhandlungen,
während welcher er sich listiger Weise sechs edler Schweden bemächtigte, die
er als Gefangene nach Dänemark zuriickführte. Einer darunter war Gu-
stav, der Sohn des Reichsrathes Erich Wasa. Es gelang ihm aus seiner
Haft zu entweichen und in der Kleidung eines Bauern nach Lübeck zu
kommen. Als er hier vergebens den Rath zur Unterstützung der Schweden
aufforderte, fuhr er wieder nach Schweden zurück und irrte verfolgt von
dänischen Soldaten im Lande umher, bis er in den Bergen der Dalekarlen
eine Zuflucht fand. König Christian Ii., der den freien Bauernstand
und einen großen Theil des Adels in Schweden gegen sich hatte, suchte
unterdessen mit Hilfe des Papstes und der Geistlichkeit des Reiches sich
wieder zu bemächtigen und erwirkte dazu im I. 1520 vom Papste Leo X.
eine Bannbulle über Schweden. Aufgemuntert von dem Erzbischöfe Gustav
Trolle, der Sture's persönlicher Feind war, kam er noch einmal mit
einem großen Heere in das Land. Jetzt schlug er die Schweden bei Boge-
sund und der Reichsverweser Sten Sture wurde tödtlich verwundet. Nach
dem Tode dieses trefflichen Mannes überredete Trolle den durch die Nie-
derlage erschreckten Neichsrath, Christian zu huldigen. Dieser kam nun
nach Stockholm versprach vor der Krönung, gütig und väterlich zu regieren
und keine Rache zu nehmen an denen, die gegen die dänische Herrschaft
waren. Doch wenige Tage nach der Krönung ließ er auf Gustav Trol-
le's Anklage die edelsten Männer verhaften und öffentlich zu Stockholm
hinrichten. Das war das Stockholmer Blutbad, wie es die Schweden
nennen, in welchem außer zwei Bischöfen, dem edlen Erich Wasa, des
flüchtigen Gustav's Vater, den Bürgermeistern und Rathsherren der
Stadt Stockholm, noch gegen achtzig Männer unter dem Henkerbeile sielen.
Empörende Grausamkeiten wurden darauf im ganzen Lande an Edlen,
Bürgern und Bauern begangen; Christian rechtfertigte diese Grausam-
keiten damit, daß er sie als eine Vollstreckung des päpstlichen Bannes be-
zeichnete. Darauf kehrte er nach Dänemark zurück, aber seine Beamten,
meist Dänen oder dänisch Gesinnte, hausten in Schweden wild und un-
menschlich. Als Gustav Wasa, der indeß in den Kupferbergwerken um
Brod arbeitete, von dem Blutbade und von der Hinrichtung seines Vaters
hörte, gab er sich den Dalekarlen zu erkennen und entflammte diese rauhen
Gebirgsleute durch seine gewaltige Rede zur Rache gegen Christian. Mit
100 Bauern zog er aus, alles Landvolk schloß sich ihm an, so daß er
endlich ein Heer von 20,000 wohlbewaffneten Männern hatte, mit welchem
er den Erzbischof Trolle, der ihm mit einem Dänenheer entgegen kam,
aus dem Felde schlug. Darauf lagerte er sich vor Stockholm. In