Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Neuere Geschichte - S. 94

1848 - Leipzig : Brandstetter
94 Kuppel der Peterskirche, die er gebaut hat. Er hielt sich meist ent- weder zu Florenz oder zu Rom auf und starb in dieser Stadt 00 Jahre alt. Der Papst Pius Iv. ließ ihn mit großem Pompe begra- den, der Herzog Cosmus von Medicis aber ließ die Leiche heimlich rauben und nach Florenz bringen, wo sie in der heiligen Kreuzkirche beigesetzt wurde. Der dritte und zugleich der größte Maler aller Zeiten war Rafael Sanzio, von Urbino im römischen Gebiete gebürtig; ein außerordent- licher Geist mit einer liebevollen Seele, die Alles in verklärtem Lichte sah, und eben so verklärt, geist- und liebevoll darstellte. Er lebte nur 37 Jahre lang, vom Jahre 1483 bis 1520, meist zu Rom, geliebt und hochgeachtet von den Päpsten Julius Ii. und Leo X., verehrt von allem Volke. Wenn man eine Reihe von Zimmern und Gallerien im Vatican zu Rom durchwandert, wo überall Wandgemälde von ihm zu sehen sind, und dann in Kirchen und Kapellen Frescobilder, Madonnen und Heilige, die er gemalt, und die noch vorhandenen Cartons seiner Handzeichnungen betrachtet, so erstaunt man über seine Thätigkeit. Dabei war er so bescheiden, wie kaum ein Künstler es gewesen ist, wie u. A. aus einem Briefe erhellt, den wir hier beifügen, weil er in die Seele dieses liebenswürdigen Men- schen blicken läßt: Ein Brief Rafael's an den Grafen Balthasar Castiglione. Herr Graf! Ich habe über die Aufgaben Ew. Herrlichkeit Zeich- nungen aüf verschiedene Weise entworfen, und ich thue Allen genug, wenn nicht Alle Schmeichler sind. Aber dem eignen Urtheil genüge ich nicht, weil ich fürchte, dem Ihrigen eben so wenig zu genügen. Ich übersende sie mit der Bitte, eine davon auszuwählen, wenn Sie eine Ihrer würdig erachten. Unser Herr, indem er mich ehrt, hat mir eine große Last auf die Schultern gelegt, die Sorge für den Bau von St. Peter. Ich hoffe mich nicht darunter zu begraben, zumal das Modell, das ich davon machte, Sr. Herrlichkeit gefällt und von vielen schönen Geistern gelobt wird; aber mit noch höheren Gedanken gehe ich um. Könnte ich die schönen Formen der antiken Gebäude wieder finden! Ich weiß nicht, ob es der Flug des Jcarus sein wird. Großes Licht gibt mir Vitruv, doch nicht so viel, als nothig ist. In Bezug auf die Galathea würde ich mich für einen großen Meister halten, wenn nur die Hälfte des Schönen darin wäre, was Ew. Herrlich- keit mir schreibt, aber in Ihren Worten erkenne ich die Liebe, die Sie zu mir tragen, und ich sage es mit dem Wunsche, daß Ew. Herrlichkeit sich selbst hier befänden, um mir das Bessere auszuwählen. Bei dieser Noch an guten Richtern und schönen Frauen, helfe ich mir mit einer gewissen Idee, wie sie mir in den Sinn kommt. Ob diese das Rechte in
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer