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1. Neuere Geschichte - S. 206

1848 - Leipzig : Brandstetter
206 §♦ 5. Ludwig's Xiv. Eroberungskriege. Sobald Ludwig Xiv. seine Macht und sein Ansehen im Reiche be- festigt sah, wandte er sein Auge auf die europäischen Angelegenheiten. Er wollte der mächtigste Monarch von Europa sein, und es gelang ihm auch, dieses Ziel zu erreichen, weil ihn die ausgezeichnetsten Männer, die er auf- zufinden und zu benutzen wußte, mit ihren großen Talenten unterstützten. Die zerrütteten Staatseinkünfte brachte sein Finanzminister Johann Bap- tist Cvlbert, der Sohn eines Weinhändlers aus Rheims, in Ordnung. Er versetzte Frankreich durch Umschaffung des Handels und der Schifffahrt und durch Errichtung aller Art Manufacturen in den blühendsten Zustand, doch mußte der redliche Mann, um die kostspieligen Kriege und den Auf- wand des Hofes zu bestreiten, in der Folge manche drückende Auflagen und Steuern über das Volk bringen, wobei der Ackerbau, den Hein- rich Iv. und Sully als Grundpfeiler der allgemeinen Wohlfahrt so sehr begünstigt hatten, am meisten litt. Ludwig's Kriegsminister war Lou- vois und die Seele aller großen Unternehmungen des Königes, aber auch der böse Geist, welcher halb Europa in Krieg verwickelte und nie Frieden aufkommen ließ, um sich seinem Herren unentbehrlich zu machen. Unter den Feldherren zeichneten sich besonders der große Conde, der nach dem pyrenäischen Frieden wieder zurückgerufen wurde, Tu renne und Vau- b an, der berühmte Festungsbaumeister, aus. Nachdem die Kriege im In- neren beigelegt waren, gelangte Frankreich durch gute Anstalten zum Wohl- stände, Künste und Wissenschaften kamen empor und Ludwig's Name wurde in und außerhalb Frankreich gepriesen. Als aber der König der Herrschbegierde sich hingab und unredlichen Rathgebern folgte, 'brachte er über sein Land Unglück und Verderben, aus dem späterhin die franzö- sische Revolution hervorging. Der Tod Philipp's Iv. von Spanien gab dem Könige Ludwig Xiv. die erste Veranlassung zum Kriege. Er machte nämlich als Gemahl der Infantin Maria Theresia Ansprüche auf einen Theil der spanischen Monarchie, auf Flandern, und eroberte es in wenigen Wochen. Da- mals retteten die Holländer, denen ein Nachbar wie Ludwig unwillkom- men war, die spanischen Besitzungen, indem sie sich mit England und Schweden gegen Frankreich vereinigten, und Ludwig mußte den größten Theil seiner Eroberungen herausgeben. Um sich an den Holländern zu rächen, schloß er ein Bündniß mit König Karl von England, brachte er ein Heer von 200,000 Mann zusammen und führte es selbst nach Flan- dern. Er fuhr in einem Wagen, begleitet von der Königin, seinen Freun- dinnen und allen Hofleuten, als ob er zu einem Feste ziehen wollte. In seinem Lager wohnte der Hof unter prächtigen Zelten; außer den glänzen- den Wachparaden, Musterungen und dergleichen kriegerischen Aufzügen sah man hier täglich Theater, Spiel und Ball, ganz wie zu Versailles. Das
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